Text: Stephan Thomas

Reben statt Haare schneiden. Schon fünf Generationen Bachmann haben in Stäfa ZH Wein gemacht, haben in dem schmucken Riegelhaus mit Baujahr 1791 gewohnt. Da schien es nur natürlich, dass die sechste Generation in diese Fussstapfen tritt. So geradlinig verlief die Sache dann aber doch nicht. Theres Bachmann, die 2017 übernahm, hatte zuvor als Coiffeuse und Betriebswirtschafterin ein Coiffure-Unternehmen mit zehn Angestellten aufgebaut. So gesehen kann man sie als Quereinsteigerin bezeichnen, auch wenn sie ihrem Entscheid eine Winzerlehre und eine Ausbildung als Sommelière folgen liess.

Weingut Bachmann

Als «Quereinsteiger» führen Sie erfolgreich das Weingut Bachmann: John und Theres Bachmann.

Natur statt Kunststoff. Nicht anders liegt die Sache bei ihrem Ehemann John. Er stand am Anfang einer Karriere in der Kunststoff-Branche, war als Projektleiter designiert. Mit dem Wein-Virus war er trinkenderweise schon vorher infiziert, der Wein wurde in seiner Familie im St.Galler Rheintal seit jeher zelebriert. Während seine Kumpels Bier tranken, baute sich der 18-Jährige einen Weinkeller auf. Gepackt hat es Therese und John dann an einem Degustationskurs von Hans Bättig. Daraufhin hat John bei «Davaz» in Fläsch Weintechnologe gelernt, war bei Hofstätter in Tramin (I) und bei Creation Wines in Südafrika.

Pyramide. Auf dem Weingut Bachmann setzen John und Theres auf eine Qualitätspyramide, wie man sie vom Burgund oder dem Verband deutscher Prädikatsweingüter her kennt. Die Basis bilden die «Seeweine», tadellos gekelterte Basisgewächse, wo auch eine Spur Süsse verbleiben darf. Bei den «Bergweinen» steht die Lagenphilosophie im Vordergrund; berühmte Terroirs sind die Schlatterhalde in Feldbach oder der Lattenberg in Stäfa. An der Spitze steht die «Reserve», die nur bei hervorragenden Jahrgängen abgefüllt wird. Im Rebberg wachsen Pinot Noir, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Riesling-Silvaner, Cabernet Dorsa – und Räuschling, eines der Markenzeichen des «Bachmann Weingut am Zürichsee AG».

Nachwuchs-Sensoriker. Mit Innovationsfreude haben Bachmanns ihr Kellereigebäude erweitert und um einen Degustationsraum ergänzt, das Zürichsee-Panorama auf der Terrasse ist reif für die Postkarte. Die Gäste werden hier herzlich empfangen und finden ein abwechslungsreiches Angebot an Degustationen vor. Im Keller wird ausdauernd an der Weiterentwicklung der Weine gearbeitet und an neuen Ideen getüftelt. Die Junioren Rico und Marco machen derweil das Haus unsicher. «Rico ist mit seinen drei Jahren schon auf dem Sensoriktrip», sagt Theres. «Auch wenn sein Schwerpunkt im Moment noch auf Guetzli und Schokolade liegt.» 

Coup de Coeur: Chardonnay (Theres), Pinot Noir «Reserve» (John)
 

Das liegt im Keller: Räuschling «Berglinie» 2023; Cuvée «Piz Canoir» 2022 (Cabernet Dorsa, Pinot Noir, Merlot); Pinot Noir «Reserve» 2022
 

Drei GaultMillau-Köche mit Bachmann am Zürichsee-Weinen: Domenico Miggiano-Köferli im «Löwen», Bubikon (16 Punkte). Cäsar Meyer in der «Sonne», Stäfa (16 Punkte). Nicolò Baretti in der «Tracht», Rüschlikon (14 Punkte)
 

Das passt zusammen: Hauchdünnes Carpaccio auf Fregola Sarda mit Rucola und Belper Knolle («Kreuz», Eschenbach), zu Chardonnay

 

www.weingut-bachmann.ch

 

Fotos: HO