Der Cocktail, den ich andauernd bestelle in Zürich und jedem Besuch aus dem Ausland vorsetzen möchte? Der Tomaten-Daiquiri der Bar 63. Die Crew musste lange tüfteln, bis die Balance stimmte. Zum Gemisch aus dunklem, würzigem Rum, Angosturabitter, Limettensaft und Zuckersirup schüttelt der Bartender frische Cherry-Tomaten mit. Sie verleihen dem Cocktail die rötliche Farbe und eine Portion Süsse, Säure und – Umami! Eine unscheinbare Geschmacksbombe.
Die Eigenkreation von «Old Crow»-Chef Markus Blattner ist das ideale Apéro-Getränk – nicht zu stark, nicht zu süss, aber mit Kick. Seine Bestandteile? Der französische Wermut Byrrh, Fernet – ein italienischer Amaro –, sowie Tonic Water des innovativen Schweizer Getränke-Start-ups «Swiss Mountain Spring» und eine Orangenzeste für die Frische. So gut, dass Balz Coray den Drink ebenfalls in seiner «Gamper Bar» auf die Karte gesetzt hat mit der entsprechenden Herkunftsdeklaration.
Trends kommen und gehen, Klassiker bleiben – gilt auch für die altehrwürdige Kronenhalle Bar. Der «Old Cuban» ist ein relativ junger Klassiker, den Audrey Sanders kurz nach der Jahrtausendwende kreierte, während sie im New Yorker Restaurant Beacon arbeitete. Als Inspiration diente das Aroma-Profil des Mojitos, dem sie aber mit anderen Zutaten mehr Tiefgang und Eleganz verleiht: ein dunkler Rum mit Karamell- und Vanille-Noten, Limettensaft, Zuckersirup, Angosturabitter, Minze und zum Schluss aufgegossen mit Champagner.
Cocktails als Getränkebegleitung zum Abendessen? Passt wunderbar, wenn sie so schmecken wie der erfrischende «Gülpembe» im türkischen Restaurant Gül. Ein Granatapfeldicksaft eines winzigen Familienbetriebs im Süden der Türkei ist der Ausgangspunkt, der italienische Aperitif «Veneziano» liefert die dezenten Bitternoten sowie eine fruchtige Süsse von Orange und Rhabarber. Zum Schluss wird das Glas mit einem Cava des Naturwein-Spezialist «The Bottle Shop» aufgegossen. «Eine Hommage an die türkische Musik-Legende Barış Manço aus der Rowdy-Ära der Türkei», erläutert «Gül»-Chefin Elif Oskan.
Die neu eröffnete Lupo Bar hat eine fantastische Getränkekarte, die hauptsächlich auf Naturweine und sogenannte «Pre-batched»-Cocktails setzt. Im Klartext: Die Hauptbestandteile des Drinks sind bereits vorab gemischt, um die Wartezeit für Gäste möglichst kurz zu halten. Zusätzlich kann eine Bar so trotz Komplexität eines Cocktails Glas für Glas das perfekte Verhältnis der Zutaten gewährleisten. Ein Paradebeispiel? Einer der besten Negronis der Stadt mit Gin, Carpano Classic, Bergamotte-Essenz, Granatapfel und Carpano Bitter.