Wer von altehrwürdigen Zürcher Institutionen spricht, kommt um drei Adressen nicht drum herum: Casa Ferlin, Emilio und Kronenhalle. Welches Lokal sich aber genauso aufdrängt? Das «Kindli» am Rennweg (grosses Bild oben). Ein Restaurant unterhalb des Lindenhofs, das bereits seit über fünf Jahrhunderten als Gasthof fungiert – und wo alles zwischen Begrüssung und Abschied so reibungslos abläuft wie ein Schweizer Uhrwerk. Das Menü besteht aus tadellos zubereitete Gerichte, die aber keinesfalls banal schmecken. Nüsslisalat mit Ei. Saisonales Risotto. Natürlich Zürcher Geschnetzeltes mit Kalbsfilet und Rösti. Und ein wunderbares Wiener Backhendl, das mit einer dünnen, knusprigen Panade begeistert. Zum Artikel.
Sie haben Biss, sind geschmeidig, eher dick, so breit wie ein Hosengürtel – und wahrscheinlich auch lang genug, um sie einmal um die Hüfte binden zu können: «Biang Biang»-Nudeln! Eine Spezialität aus dem Norden Chinas, die ihren Namen dem Geräusch während der Zubereitung verdankt. Der Teig wird vorsichtig an den Enden von Hand auseinander gezogen und gleichzeitig auf die Arbeitsfläche geschlagen bis zur gewünschten Länge. Das Pop-up «Dian Dian Mian» servierte sie im Sommer in der Bar Milieu» an der Bauerstrasse, begeisterte damit das Zürcher Publikum – und natürlich auch mich. Eine Fortsetzung folgt 2024 bestimmt. Zum Artikel.
Eine gedruckte Menükarte suchen Gäste im «Tabula Rasa» vergeblich. Stattdessen setzt das Restaurant im Zürcher Kreis 4 auf einen persönlichen Service am Tisch: Fünf bis sechs Vorspeisen, viermal Pasta und ebenso viele Hauptgerichte werden aufgezählt. Mehrheitlich Gerichte, die sich an der klassischen italienischen Küche orientieren und in die Tischmitte kommen zum Teilen. Darunter eines der besten Fritto Misto der Stadt: Krevetten, Calamari, Acquadelle, Zucchini und Karotten, umhüllt von einem knusprigen, hauchdünnen Teigmantel. Und ein fabelhaftes Dessert zum Finale: Millefeuille à la Tabula Rasa, wo sich zwischen süss-herben Nuss-Crisps eine unerhört leichte Crème Chantilly sowie eingelegte Sauerkirschen aus Italien abwechseln. Zum Artikel.
In Athen heissen sie Gyros, in Istanbul (Yaprak-)Döner und in Beirut Schawarma: Das marinierte Fleisch, das sich Schicht um Schicht auf einem vertikal rotierenden Grillspiess türmt, vor sich hin röstet und abgeschnitten wird, sobald sich eine goldbraune Kruste gebildet hat. «Hallo Beirut» befindet sich gleich hinter dem Marktplatz in Oerlikon, hat sieben Tage die Woche geöffnet und Schawarma in zwei Varianten auf der Karte. Mit würzigem Rindfleisch, Tomaten, Zwiebeln, Petersilie, Sumach und Tahini-Sauce («Tarator»). Oder Pouletfleisch mit den obligaten Pommes frites, Essiggurken und Toum – eine weisse Creme, die geschmacklich an Aioli erinnert. Zum Artikel.
Alle paar Monate eröffnet in Zürich ein Lokal, das nicht nur bereits im Vorfeld heisses Stadtgespräch ist, sondern auch kurz nach Eröffnung die Frage aller Fragen unter Foodies mit sich bringt: Warst du schon da? «Alba» ist Zürichs erste Pizzeria, die für ihren Pizzateig komplett auf Hefe verzichtet und stattdessen auf Sauerteig setzt. Bezüglich Toppings geht der Neuling an der Bremgartnerstrasse zwischen Schmiede Wiedikon und Goldbrunnenplatz ebenfalls eigene Wege: Saisonale Zutaten aus der Region auf eine Weise kombiniert, die sich den teils starren Konventionen Italiens bewusst widersetzen möchte. Definitiv eine der heissesten Neueröffnungen in Zürich der vergangenen zwölf Monate. Zum Artikel.
Im «Rank» spielt die Musik. Wortwörtlich dank nationalen und internationalen Acts, in erster Linie aus dem Bereich Jazz, die abends auf der Bühne des Restaurants im Zürcher Niederdorf auftreten. Aber auch im übertragenen Sinn dank Küchenchefin Michaela Frank, die am Pass viel Feingespür zeigt für den aktuellen Zeitgeist. Mit ihrer Küche setzt die talentierte Jungköchin auf Nachhaltigkeit, arbeitet eng mit Schweizer Kleinproduzenten und verwandelt deren Ware in Gerichte, die sich clever zwischen raffiniert und «Comfort food» bewegen. Ein Highlight des vergangenen Jahres: Geschmorter, gezupfter Hirschstotze, vermischt mit Dörrpflaumen sowie Rahm und versteckt unter einem butterigen Blätterteig – ein grossartiges, herzerwärmendes Gericht. Zum Artikel.
Gareth Storey ist ein Phänomen: Ein Kult-Koch, der zwar bisher noch kein eigenes Restaurant eröffnet hat, in Paris und London aber bereits an unzähligen Orten gekocht hat und unglaublich viel Respekt geniesst in der Szene. Seine Handschrift: Schnörkellose Gerichte, die die traditionelle Küche zelebrieren. Im Sommer war er für einen Abend in Zürich und hat in der Bar Lupo im Rahmen der Gastchef-Serie «Mondo Lupo» gekocht. Gefüllte Pepperoni mit Tomaten und Sardellen, Ravioli mit Kartoffel-Ricotta-Füllung, Zwiebeln mit Bacalhau. Und die beste Trippa, die mir je aufgetischt wurde – ein Wow-Moment.
Auf der Menükarte des Pop-ups der Berliner Crew stand ein Gericht: Der beste «Fried Chicken»-Burger, den Zürich temporär zu bieten hatte. Zartes Pouletschenkelfleisch, mariniert in Buttermilch, umhüllt von einer bemerkenswert knusprigen Panade und zum Schluss kurz gedippt in eine pikante «Louisiana Hot Sauce». Zusammen mit Ranch-Sauce, Krautsalat und den dick geschnittenen Essiggurken landet das Fleisch im luftigen, brioche-artigen Bun der Zürcher Bäckerei Gold – ein Burger, der alles richtig gemacht hat. Zum Artikel.
Auf die Karte kommt, was Chef Jasmine Liu selbst am liebsten isst – ihr persönliches Best-of der chinesischen Küche. Mapo Tofu als vegetarische Variante mit seidig-weichen Tofuwürfeln. Dünn geschnittenes, zartes Entrecôte, kombiniert mit einer Szechuan-Suppe. Erstklassiger Schweinebauch mit knuspriger Schwarte. Poulet-Reis nach Hainan-Art. Oder eine fabelhafte Fischsuppe mit Wolfsbarsch: Szechuanpfeffer und Chili liefern die prickelnde Schärfe, während die Säure des eingelegten Blattsenfs sowie die herbe Süsse von Orangenzesten sie in Schach halten. Zum Artikel.
Last but not least: Eine Adresse, die sich zwar nicht in Zürich befindet, aber zu gut ist, um nicht darüber zu berichten. Natürlich das «Butterfly» im Basler Gundeli-Quartier. Von aussen sieht das Lokal aus wie eine beliebige Dönerbude, auf den Teller und ins Taschenbrot kommt aber das wohl beste Dönerfleisch der Schweiz. Mitinhaber Ersin Delidag mariniert für seinen Dönerspiess dünn geschnittenes Entrecôte über Nacht, türmt es danach Schicht um Schicht auf – täglich frisch, bis zu 100 Kilogramm! Ein Arbeitsschritt, der viel Erfahrung erfordert: Der Dönermeister hat zuvor im legendären «Karadeniz Döner» in Istanbul gearbeitet. Zum Artikel.