Text und Fotos: Pascal Grob
Lust auf eine erstklassige Pizza? Bisher wäre für mich eigentlich nur der Besuch in die Pizzeria in Frage gekommen. Mein Pizza-Marathon während dem ersten Lockdown zeigte aber: In Zürich muss auch zu Hause niemand darauf verzichten. Wie bereits bei der Suche nach dem besten Cordon bleu, Döner, Croissant, den besten Marroni, Mailänderli, Dreikönigs- oder Osterkuchen war meine Vorgehensweise simpel: Essen, essen, essen in einem möglichst kurzen Zeitfenster. Die Regel: Nur Pizza Margherita zwecks Vergleichsmöglichkeiten. Und ein kleiner Tipp vorweg: Jede Pizza schmeckte bedeutend besser nach zwei Minuten im 240 Grad vorgeheizten Ofen. Sieben neue Testkandidaten sind in der zweiten Test-Runde hinzugekommen – nun insgesamt 16! –, neun davon konnten auf unterschiedliche Weise begeistern und zeigen: Neapel ist kulinarisch ein gutes Stück näher an Zürich gerückt.
Scheint so, als wäre der Schaffhauserplatz definitiv der neue Hotspot für Pizza-Fans. «Con Gusto» hat sich seit der ersten Test-Runde nochmals verbessert und lieferte eine Pizza Margherita, die ich sofort wieder bestellen würde (grosses Bild oben). Das Zünglein an der Waage zum Testsieg? Ein geschmeidiger, luftiger und knuspriger Teig, der im Vergleich zur Konkurrenz dank einem höheren Salzgehalt mit stärkeren Aromen begeistert. Ein ideales Verhältnis von fruchtiger Tomatensauce und cremiger Fior di Latte bekräftigen das sehr gute Fazit. Der Preis? Günstige 16 Franken. Bestellung via Eat.ch, Smood oder Uber Eats.
Napulé? Eine Pizzeria, die Pizza-Fans kaum vorgestellt werden muss. Pizzaiolo Raffaele Tromiro beliefert seit letztem Herbst nun auch Stadtzürcher dank dem neu eröffneten Take-away am Zürcher Bellevue. Was den Unterschied im «Napulé» ausmacht? Die lange Teigführung, die den Teig leicht und bekömmlich macht, und die hohe Hydration. Kein Wunder beeindruckt auch die gelieferte Pizza Margherita mit dem leichtesten Teigrand aller Testkandidaten: luftig und dennoch knusprig. Auch das Verhältnis zwischen fruchtiger Tomatensauce und Mozzarella ist ideal. Nur eine Prise mehr Salz im Teig würde den Geschmack noch weiter akzentuieren. Hauchdünn auf dem zweiten Platz – aber auch ein bisschen Geschmacksache. Via Uber Eats oder Eat.ch für 20.50 CHF.
Wer wochentags über Mittag an der Paninoteca «La Penisola» vorbeikommt, trifft immer auf eine Warteschlange hungriger Gäste. Der Dauerbrenner? Piadine und Panini. Umso grösser meine Überraschung, als ich die gelieferte Pizza Margherita zum ersten Mal begutachtete: Eine neapolitanische Pizza wie aus dem Bilderbuch mit einem knusprigen, aber doch luftigen, geschmeidigen Teig. Auch der Belag gefiel sehr gut trotz seiner Üppigkeit: viel Tomatensugo, der an Sommer in Italien erinnert, und ebenso viel Mozzarella mit süsslichem Milchgeschmack. Im Zweifelsfalle aber lieber mit dem Vermerk «ein bisschen weniger Mozzarella» bestellen. Der überraschende Sieger meines Tests während dem ersten Lockdown. Preis: 17.50 CHF. Bestellung via Eat.ch oder Uber Eats.
Pizzaiolo Enrico Kutzer greift für seine Pizza-Teiglinge auf eine eher ungewöhnliche Zutat zurück: Bier. Die Pizza Margherita schmeckte glücklicherweise aber nicht nach dem Hopfen-Malz-Getränk, sondern erhielt dadurch eine ganz eigene, angenehm säuerliche Charakteristik. Wie der «Nero»-Testkandidat sonst noch punkten konnte? Mit einem sehr knusprigen Teig, dessen Krume sich am Rand trotzdem luftig und weich zeigte. Auch das Verhältnis des Belags ist nahezu ideal – ein bisschen mehr Tomatensauce oder weniger Mozzarella wäre eine Überlegung wert. Zürichs beste knusprige Pizza? Preis: 19 CHF. Bestellung via Eat.ch oder Uber Eats.
Auch am Römerhof hat sich ein neuer Hotspot für Fans der neapolitanischen Pizza etabliert, der aber leider nur abends ausliefert. Die Pizza Margherita präsentierte sich unerhört leicht: Mit einem verschwindend dünnen Teigboden und ziemlich luftigen, knusprigen Rand, der leider ein bisschen Geschmack vermissen liess. Die Tomatensauce schmeckte tadellos, der zurückhaltende Einsatz von Mozzarella unterstreichte den leichten Charakter der Pizza. Eine kulinarische Bereicherung für das Quartier. Der stolze Preis: 22.50 CHF. Lieferung via Uber Eats.
Mit «Il Punto» ist eine kleine neapolitanische Pizzeria inmitten des Zürcher Kreis 4 gelandet, an der Zypressenstrasse nur wenige Schritte vom Lochergut oder Bullingerplatz. Die Auslieferung erfolgt via Uber Eats oder Eat.ch, mit Ausnahme von Sonntagnachmittag aber leider nur abends. Was sofort auffiel bei der Pizza Margherita: die aromatische Tomatensauce – leicht süsslich mit viel Umami. Dafür hatte der Teig eine leicht aufdringliche Aromatik (zu kurze Teigführung?), die die Harmonie aus Tomate und Mozzarella ein bisschen beeinträchtigte. Der Rand dürfte ein bisschen luftiger und knuspriger sein, nichts zu meckern gabs beim Tomaten-Käse-Verhältnis. Preis: 21.50 CHF.
Direkt an der Seebahnstrasse vis-à-vis des Bahnhof Wiedikon befindet sich ein Pizza-Geheimtipp, den wohl selbst viele aus dem Quartier kaum kennen: «Arcade» lieferte eine Pizza Margherita, die bereits mit ihrer Optik punkten konnte. Trotz homogenem Leopardenmuster, was auf eine lange Teigführung hinweist, war der Pizzarand aber ein bisschen schwerfällig und nicht so luftig oder knusprig wie bei der hochkarätigen Konkurrenz. Auch über die üppige Menge Mozzarella lässt sich streiten. Eine überdurchschnittlich gute Pizza für Zürich mit kleinen Baustellen. Preis: 17 CHF. Bestellung via Uber Eats oder Eat.ch.
In der Westschweiz betreibt «Luigia» bereits sechs Filialen, den Sprung über den Röstigraben nach Zürich wagte die Restaurantkette aber erst vor knapp einem Jahr. Im Angebot: eine überwältigende Anzahl verschiedener Antipasti, Primi und Secondi, sowie Pizzen nach neapolitanischer Art. Die Qualität? Erstaunlich hoch für eine Restaurantkette – und aussergewöhnlich gut für einen Pizza-Lieferdienst. Bei Ankunft bereits leider etwas kühl und zäh, erwachte die Pizza nach zwei Minuten im vorgeheizten Ofen zu neuem Leben: Der Teig war wieder luftig und geschmeidig, der Belag tadellos mit fruchtigen «San Marzano»-Tomaten, Fior di latte und aromatischem Basilikum. Trotzdem dürfte die Pizza noch eine Spur luftiger und knuspriger sein, der Salzgehalt des Teigs ein bisschen höher, um den Eigengeschmack zu akzentuieren. Preis: 15.90 CHF. Bestellung via Uber Eats oder Smood.
Gleichmässig verteilter Mozzarella, der den Belag dominiert, dazu eine ziemlich würzige Tomatensauce auf einem dünnen, knusprigen, leicht luftigen Pizzateig. So schmeckt der typische «New York Slice» – und auch die Pizza beim Zürcher Pizzakurier Il Basilico. Sie ist eine weitere gute Option für alle «Pizza napoletana»-Gegner und überzeugt mit sehr guten Zutaten, was wohl insbesondere bei den aufwändigeren Pizza-Varianten ins Gewicht fällt. Auf Wunsch gibts hausgemachtes Peperoncini-Öl gratis dazu, das wunderbar zu dieser Version der Pizza Margherita passt. Preis: 17 Franken. Bestellung via «Il Basilico»-Website.
Welche Pizzen sonst noch unter den Testkandidaten waren, es aber nicht in die Top-Auswahl geschafft haben, seht ihr in der unten stehenden Bildstrecke.