Nicht nur die Menükarte verspricht im «Fritz Lambada» (14 GaultMillau-Punkte) einen aussergewöhnlichen Abend. Wer vom Bahnhof Winterthur Richtung «Roter Turm» blickt, kann bereits die im Restaurant installierten Neonröhren erspähen. Sie befinden sich auf 90 Metern Höhe im 23. Stock des Hochhauses. Dank einer stilvollen, minimalen Einrichtung lenkt nichts von der Glasfront ab, die eine atemberaubende Sicht auf die sechstgrösste Stadt der Schweiz ermöglicht. Ausser das Essen. Ein monatlich wechselndes Mehrgängemenü mit überwiegend saisonalen Zutaten aus der Region, die der junge Küchenchef Michael Dober auf moderne Weise zubereitet. Gäste wählen dabei nur die Menge: drei bis sieben Gänge und optional vier Snacks zum Start.
Was die Küche an den Tisch schickte, zeugte von hoher Kochkunst und grossen Ambitionen. Grandios schmeckte der grillierte Kopfsalat mit gedörrten sowie frischen Äpfeln und eingelegten Senfkörnern, überdeckt von einem aromatischen Schaum aus mit Butter montiertem Muschelsud. Ein Pulver aus getrockneten Muscheln verlieh dem Kopfsalat zusätzlich eine salzige Umami-Note, die an Kombu erinnerte. Für ähnlich viel Tiefgang sorgte der rosa gebratene Lammrücken mit Federkohl, gegart in einer mit schwarzem Knoblauch aromatisierten Beurre blanc. Dazu: Mayonnaise aus schwarzem Knoblauch, eingemachte Pflaumen und Mirabelle, sowie Pflaumenpüree. Zum Käsegang beeindruckten drei Variationen des «Tösstaler Spezial»: als Creme zwischen Birnen-Chips, als festes Stück mit Birnen-Chutney, und als Glacé mit grillierter Birne.
Andere Gerichte im «Fritz Lambada» liessen hingegen eine gewisse Präzision vermissen. Das Wachtelei wirkte aufgrund seiner kalten Temperatur wie ein Fremdkörper im warmen Heuschaum mit Croutons und Forellenrogen. Ebenso unterkühlt – als kämen sie direkt aus dem Kühlschrank – trübten Karottenscheiben den Gesamteindruck des ausgezeichneten Ochsenschwanzragouts an wuchtiger Mole auf Apfel-Basis. Und auch die Snacks schmeckten zu filigran, um Eindruck zu hinterlassen oder hohe Erwartungen an das bevorstehende Abendessen zu wecken. Alles Kleinigkeiten, die zwar den Unterschied zwischen einem sehr guten und ausserordentlichen Abendessen ausmachen, aber ein talentierter Jungkoch wie Michael Dober auch leicht ausmerzen könnte.
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Kontakt
Fritz Lambada
Theaterstrasse 17
8400 Winterthur
Tel. +41 52 212 00 22
http://fritzlambada.ch/
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Öffnungszeiten
Mittwoch und Donnerstag, 11.30 bis 13.30 Uhr und 18.00 bis 23.00 Uhr
Freitag, 11.30 bis 13.30 Uhr und 18.00 bis 1.00 Uhr
Samstag, 18.00 bis 1.00 Uhr
Infos
14 GaultMillau-Punkte (zum Testbericht)
Preise
3 Gänge 65 CHF, 5 Gänge 98 CHF, 7 Gänge 120 CHF
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