Ein Rindstatar mit Minze, puristisch mariniert mit Salz, Olivenöl und etwas Essig. Ein Salat aus Zuckermais, abgeschmeckt mit Zitronensaft und Majoran. Gschwellti mit Kräutermayonnaise. Geschmorte grüne Bohnen im Tomatensud und darüber gehobelter gesalzener Ricotta. Kalt servierter «Bruderhahn» mit gesalzener Zitrone und Sauerrahmsauce. Ein Stück Focaccia, getoppt mit Tomate, Pecorino und Oregano. Oder etwas Gruyère oder Rohschinken vom Schwarzfussschwein der Alp Lüsch mit Sauerteigbrot und Butter. Und zum Abschluss pochierte Pfirsiche mit Joghurt und Feigenblattöl. Simple Gerichte, die aber nie zu simpel schmecken dank hervorragender Zutaten, zubereitet auf dem Höhepunkt ihrer Saison. Ganz unverkrampft verbindet das «Heisswein» an der Konradstrasse Terroirküche mit sorgfältig ausgesuchten Naturweinen – und gehört dieses Jahr zu den spannendsten Neueröffnungen der Stadt.
Natürlich steckt der Teufel im Detail, wenn solche Produkte kompromisslos reduziert im Zentrum stehen: Die trocken gereifte Rindshuft landet für eine bessere Textur kurz im Tiefkühler, bevor es durch den Fleischwolf geht. Der Mais ist roh, aussergewöhnlich knackig und zuckersüss, braucht deshalb zum Ausgleich nur noch etwas Salz, Fruchtsäure und ein würzig-herbes Kraut. Für die cremigen Gschwellti kommt eine alte Kartoffelsorte aus bio-dynamischen Anbau zum Zug, die besonders lange gelagert ist und bedeutend mehr Geschmack mit sich bringt. Und für das fermentierte Gemüse wandert ins Einmachglas, was gerade Saison hat: grüne Bohnen, unreife Mirabellen, Kumquats, Kohlrabi und Fenchel. Der heimliche Star auf der Karte: Zürichs bestes Sauerteigbrot, das in dicke Scheiben geschnitten für alle «Heisswein»-Gerichte als Beilage dient – und auch für Zuhause im Offenverkauf erhältlich ist.
Wer die Weinbar im Zürcher Kreis 5 besucht, kehrt bei Samuel Envall Utbult und Andrea Rothenberger ein: Er hat im renommierten Kopenhagener Restaurant Relæ gekocht. Sie ist ein Urgestein der Zürcher Szene, bringt jahrelange Gastronomie-Erfahrung mit – und schafft mit ihrem lockeren, direkten, aber herzlichen Umgangston eine unmittelbare Nähe zu den Gästen, schenkt Weine aus, die sie am liebsten selbst trinken würde. Naturweine, auch mal ältere Jahrgänge, die nicht im Glas müffeln, sondern mit abwechslungsreichen Geschmacksnoten schmeicheln: fruchtig-floral oder mal würzig-leicht, unaufdringliche Tannine, kaum Holz und oft eine reizvolle Mineralität. Das «Heisswein»-Duo hat in den vergangenen Jahren bereits für mehrere Pop-up-Highlights gesorgt in Zürich: «Zum Goldenen Krass», «Merwut» und «Rär». Mit ihrem eigenen Lokal füllen sie nun die Lücke zwischen Bar und Restaurant. Und haben mit ihren geradlinigen Ansichten und Philosophien einen einzigartigen, wunderbaren Ort in Zürich erschaffen, der gar bis halb zwölf abends Essen auftischt.
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Kontakt
Heisswein
Konradstrasse 40
8005 Zürich
https://heisswein.ch/
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Öffnungszeiten
Mittwoch bis Samstag, 16 bis 24 Uhr
Preise
Alle Gerichte 3-26 CHF
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