In Zürich scheint sich langsam eine neue Kategorie von Gastrobetrieben zu etablieren: Lokale, die sich wie eine Bar anfühlen, aber mit Gerichten überraschen, die auch für ein Restaurant überdurchschnittlich gut wären. Die Gamper Bar und das «169 West» sind damit bereits seit Jahren auf Erfolgskurs, die kürzlich eröffnete Bar Lupo und das «Exer» gehen mit einer eigenen Küche samt Küchenchef gar einen Schritt weiter. Eine weitere Adresse, die sich hier einreihen darf? Die Kunsthaus Bar im Erweiterungsbau vis-à-vis der Tramhaltestelle. Als neue Geschäftsführerin ist Jessica Kollar – ehemals Bar Central – gerade dabei das Cocktail-Angebot umzukrempeln, während Küchenchef Federico Vigano sich bereits bestens eingelebt hat.
Die neue Bar befindet sich im Erweiterungsbau des Zürcher Kunsthauses und verbreitet Grossstadt-Flair.
Kleine Gerichte, die sich auch als Snack zwischen den Drinks eignen: Brokkoli mit Buchweizen, «Bagna cauda»-Toast und Spanische Tortilla.
Viganos Teller erscheinen simpel – was aber von Gang zu Gang mehr auffällt: Die Präzision, mit welcher er seine Gerichte abschmeckt. Bereits der Auftakt zum Abendessen macht das klar: Blanchierter Brokkoli wird mit Majoran-Mayo und fermentierten Buchweizen aufgepeppt, Cantabrico-Sardellen thronen mit «Bagna cauda»-Brösmeli und Bohnenkraut auf einem kreisförmigen Mini-Toast. Auch das Carpaccio aus knochengereiftem Rindfleisch mit Puntarelle, Radicchio, Sardellen-Vinaigrette und Parmesan packt viel Geschmack auf wenige Quadratzentimeter. Während Viganos Spanische Tortilla nicht meiner Idealvorstellung entspricht – sprich nicht die cremige Konsistenz einer französischen Omlette aufweist – und einen Tick zu kalt auf den Tisch kommt, entpuppt sich die Sauce dazu aus karamellisierten Zwiebeln, Thymian und Quitte als überraschend gutes Pairing.
Elegant und präzise abgeschmeckt: Carpaccio mit Puntarelle sowie eine Pilz-Tarte, die zu den besten Tartes der Stadt gehört.
Sie sind verantwortlich für die Kunsthaus Bar: Küchenchef Federico Vigano, Geschäftsführerin Jessica Kollar und Pächter Mischa Dieterich.
Welches Potenzial in Küchenchef Vigano schlummert, wird spätestens mit den grösseren Gerichte auf der «Kunsthaus Bar»-Karte klar. Die Pilz-Tarte kombiniert Blätterteig mit confiertem Lauch, gebratenen Kräuterseitlingen, Morcheln und Austernpilzen sowie frischen, knackigen Erbsen. Für den letzten Schliff sorgen Bärlauch-Minze-Öl und ein kräftiger Sellerie-Jus – ganz klar eine der besten Tartes der Stadt. Auf gleichem Niveau zeigen sich die Miesmuscheln à la crème mit willkommener Säure, kunstvoll angeordnet zwischen kleinen Kartoffelknödeln, die im Backofen mit Hühner-Bouillon geröstet werden. Bei so viel offensichtlichem Know-how in der Küche, überraschen die vorherigen Koch-Stationen Viganos nicht: «Sketch» und «Nobu» in London, Joël Robuchon in Monaco, Maison Manesse in Zürich.
Während eine Reservation empfohlen wird, finden spontane Gäste oft auch am Bartresen einen Platz.
Miesmuscheln à la crème zwischen kleinen Kartoffelknödeln – ein Gericht, das das Potenzial von Küchenchef Vigano aufblitzen lässt.
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Kontakt
Kunsthaus Bar
Helmplatz 5
8001 Zürich
Tel. +41 79 242 42 71
https://www.kunsthausbar.ch/
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Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag, 8 bis 24 Uhr
Samstag, 9 bis 24 Uhr
Sonntag, 9 bis 21 Uhr
Preise
Sardellen-Toast 6 CHF, Tortilla 8 CHF, Miesmuscheln 16 CHF, Pilz-Tarte 22 CHF
Empfehlungen
Sardellen-Toast, Aufschnitt «zur Chalten Hose», Carpaccio, Miesmuscheln, Pilz-Tarte
