Geheimtipp? Die Nierli und Leberli im Restaurant «Obere Flühgasse» haben mich richtig geflasht und gehören zu den besten, die ich je gegessen habe. Mit Paprikapulver und dazu noch Rösti. 90s Swissness, aber super! Ansonsten gibts da natürlich altbewährte Klassiker wie Zürcher Geschnetzeltes, Cordon Bleu mit Nüdeli sowie Sinalco und einen Landwein. Die Bedienung war eine ältere Wirtin, die zuerst ein bisschen grantig wirkt, dann aber schnell auftaut bis du schlussendlich noch eine Riesengaudi mit ihr hast. Irgendwie typisch für manche Schweizer Lokale: Zuerst fühlst du dich unwillkommen, dann machts plötzlich bumm! Von Pop-Ups und anderen jungen Restaurants erfahre ich in meinem Umfeld immer relativ schnell, da schätze ich das alte, originale Zürich kennenzulernen.
Lieblingsitaliener? Vorallem Sonntagabend ist das Ristorante Italia an der Zeughausstrasse im Kreis 4 eines meiner Lieblingsadressen in Zürich. Drei Favoriten, die immer auf der Speisekarte stehen: «Pasta e fagioli», «Trippa con pancetta» und die traumhaft luftigen Gnocchi. Auch die lockere, stilvolle Einrichtung gefällt mir sehr gut.
Rückzugsort? Ich schätze Orte im eigenen Quartier, wo ich einfach zu Fuss hingehen kann. Als ich noch beim Triemli wohnte, mochte ich das Ambiente in der Cafeteria Monti. Dort las ich in aller Ruhe meine Zeitung bei einem Schinken-Käse-Toast und musste mit niemandem reden. Solche Lokalitäten aus vergangenen Zeiten strahlen immer eine ganz eigene Intimität aus.
Lieblingsbar? Einer meiner absoluten Lieblingsdrinks serviert die Old Crow Bar hinter dem Rennweg: «El Jimador». Der Bartender wäscht zuerst das dicke Kristallglas mit Absinth aus, dann vermischt er darin einen Tequila-Kaffeelikör mit Tequila Añejo. Ein Cocktail mit einem komplexen Aroma, das von floralen Noten über Lakritz bis hin zu Toffee und Vanille reicht und sich fortgehend verändert. Mich erinnert der Geruch des Cocktails an die klassischen Süssigkeitenläden in England. Bei einer Cocktailbar steht für mich das professionelle Handwerk im Vordergrund.
Besonderer Züri-Moment? In bester Erinnerung bleibt der Besuch im «Chez Crettol», als ich das erste Mal Zürich besuchte und noch in der «Fat Duck» (Drei-Sterne-Restaurant in Bray, England) arbeitete. Der erste Eindruck der Stadt war imposant und eindrücklich: die Bahnhofstrasse, die Lichter – dann brachte mich meine Freundin Elif zum Restaurant in Küsnacht. Ich fand das Rotwein-Käsefondue phänomenal. Und du sitzt dann plötzlich in einer kleinen, künstlerischen Beiz mit alteingesessene Zürcher neben dir. Das hatte schon fast was Skurriles.
>> Markus Stöckle kochte während fünf Jahren im weltberühmten Drei-Sterne-Restaurant «Fat Duck» von Heston Blumenthal in Bray, England. Die Herzen des Zürcher Publikums eroberte er sich mit virtuosen Gerichten in der «Wild Bar» – dem spannendsten Pop-Up des vergangenen Jahres. Ausserdem bildet er zusammen mit Elif Oskan das Koch-Kollektiv «Miss Marshall», das letzten Sommer eine regelrechte Taco-Euphorie auslöste mit «Fuego Y Hielo». Nun eröffnet der gebürtige Bayer am 18. Januar sein eigenes Restaurant direkt beim Lochergut: Rosi – ein bayerisches Neo-Wirtshaus. Jetzt reservieren unter http://www.rosi.restaurant/.