Bereits die Ankunft durch den versteckten Eingang zum Innenhof des Löwenbräu-Areals neben dem Dammweg verspricht einen aussergewöhnlichen Abend. Hier befördert dich der Lift nicht in die Höhe, sondern eine Etage runter ins Untergeschoss direkt ins Restaurant Mémoire. Sobald die Türen aufgehen, richtet sich der Blick zur offenen Küche, wo Köche noch die letzten Zutaten vorbereiten für das Mise en Place. Und sich dabei auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes am Inhalt der Kühlschränke bedienen. Mitten im Geschehen: die Esstische. Jeder Gast sitzt an einem Chef’s Table und wählt ein Drei-, Vier-, oder Fünf-Gänge-Menü. Während dem Abendessen bringt die Koch-Crew um Chris Züger (Titelbild) ihre Kreationen gleich selbst zum Gast und erklärt jeweils die Einzelheiten zum bevorstehenden Gang. Das Spektakel stimmt – wie steht es ums Essen?
Wer sich für ein Vier- oder Fünf-Gänge-Menü entscheidet, kriegt Apéro, Vorspeise, einen Hauptgang und Käse oder Dessert. Dabei kommen Apéro und Vorspeisen als Mini-Tavolato auf den Tisch zum Teilen. Ein warmes, fluffiges Kohle-Brot mit Olivenöl und Meersalz zum Dippen und ausgezeichnete Oliven gehörten ebenso zum Apéro wie Agnolotti mit geschmacksvoller Rindsragoutfüllung. Oder geröstetes Knochenmark, das erstaunlich gut mit darübergestreutem, getrocknetem Felchen harmonierte und getrockneter Schinken von Fabian Molinari aus dem Wallis, der dünner aufgeschnitten noch mehr von seiner betörenden Note preisgegeben hätte. Auch die Vorspeisen waren vorzüglich. Ein Salat aus Orangen, geschmorter Trevisano, Hüttenkäse und karamelisierten Walnüssen an einem Dressing aus Ingwer und Fenchelsamen oder Randen an einer Joghurtsauce mit Blumenkohl-Couscous und abgeflämmten, eingelegten Birnen. Die Kombination aus Schweinebauch, hausgemachter Gersten-Miso und Federkohl schmeckte hervorragend. Nur an der Konsistenz des Fleisches haperte es teilweise. Einmal sehr knusprig und leicht zäh, fiel es aufgrund seiner enormen Zartheit bei einem erneuten Besuch gleich auseinander bei der geringsten Berührung mit der Gabel.
Die Hauptspeisen konnten das Niveau der zwei vorangegangenen Runden leider nicht mehr aufrecht erhalten. Während das «Flat iron steak» (Rindsschulter) positiv auffiel, wirkte das auf dem Grill geschmorte Wurzelgemüse von Bauer Stefan Brunner mit Ausnahme der Süsskartoffel fast ein bisschen leblos. Mit demselben Problem kämpfte das Gemüse zu den ansonsten einwandfreien Pastetli mit Kartoffel, Lauch und Buttermilch-Sauce. Dafür überzeugte der zum Steak servierte Kartoffel-Topinambur-Salat umso mehr. Und auch die Desserts sorgten für einen versöhnlichen Abschluss. Das Sorbet aus gerösteten Zitronen mit Dattelsirup, Granola und Thymian-Crumble war süss, herb und erfrischend zugleich. Beim Schokoladenkuchen mit Sauerrahm-Espuma begeisterte die teils knusprig gebackene, teils schmelzend weiche Konsistenz – genau was einen guten Schokoladenkuchen auszeichnet.
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Kontakt
Restaurant Mémoire
Limmatstrasse 254
8005 Zürich
Tel. +41 76 580 10 57
https://restaurantmemoire.ch/de/
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Öffnungszeiten
Mittwoch bis Samstag, 19.00 bis 23.00 Uhr