Keine Reise nach New York wäre komplett ohne einen Besuch in einem Betrieb der «Momofuku»-Gruppe von David Chang. Mit der «Momofuku Noodle Bar» sorgte er vor 15 Jahren erstmals für Furore und avancierte zum Aushängeschild der zeitgenössischen asiatisch-amerikanischen Küche. 13 weitere Betriebe sind in der Zwischenzeit dazugestossen, die seinen Status als Kult-Koch weiter zementierten. Der nicht mehr ganz so heimliche Star unter ihnen? Die Bar seines zweifach besternten «Fine Dining»-Restaurants «Momofuku Ko» – auch «Ko Bar» genannt. Sie befindet sich im «East Village»-Teil von Manhattan und serviert im Gegensatz zum Restaurant alle Gerichte «à la carte» ohne Menüpflicht.
Als Menükarte dient ein kleines Büchlein, in das Mitarbeiter von Hand die täglich wechselnden Gerichte hineinschreiben. Einzelne Evergreens stehen aber jeden Abend auf der Liste: Sauerteig-Crêpe mit optional Kaviar, Hamburger mit optional Foie gras, ein verblüffend gutes Pickle-Sandwich und kaltes «Fried Chicken» – exemplarische Gerichte für Changs Vorliebe «Comfort Food» mit Luxus-Zutaten der gehobenen Küche zu verschmelzen.
Momofuku Ko, 8 Extra Pl, New York, NY 10003 (Google Maps)
«Frankel’s» wirkt mit seinem Auftritt wie ein kleiner Schwesterbetrieb der New Yorker Deli-Institution «Russ & Daughters». Wer aber die warmen Bagel-Sandwiches oder Latkes – knusprige Kartoffelpuffer ähnlich wie Rösti – probiert, merkt: Das kleine Lokal an der Grenze zwischen Williamsburg und Greenpoint ist die bessere Kopie. Kreationen wie «Pastrami Egg & Cheese» oder «White Fish Club» – ein Club-Sandwich mit weissem Fisch – demonstriert, dass Zürich in Sachen Sandwich noch einiges dazu lernen kann.
Auch sehr empfehlenswert: der Klassiker «Hot Pastrami Reuben» – Pastrami, Sauerkraut und «Swiss cheese» zwischen getoastetem Roggenbrot.
Frankel’s, 631 Manhattan Ave, Brooklyn, NY 11222 (Google Maps)
Das Restaurant Atomix gehört zu den heissesten Neueröffnungen des vergangenen Jahres in New York. Dank modernen Gerichten, für die sich Inhaber und Küchenchef Junghyun «JP» Park von der traditionellen, koreanischen Küche inspirieren lässt. Ein Jahr und zwei Michelin-Sterne später sind die 14 Sitzplätze an der minimal eingerichteten, u-förmigen Theke beliebter denn je. Kein Wunder: Von Aubergine mit Abalone und Meerestrauben über Sardine an Gochujang-Marinade mit Dubu-Kimchi und getrocknetem Kürbis – jedes Gericht des 10-Gang-Menüs wird noch lange nach dem Abendessen in Erinnerung bleiben.
Nettes Detail: Gäste erhalten vor jedem Gang eine Karte. Auf ihr stehen Begriffserklärungen zum Vokabular der koreanischen Küche wie «Hwe» (Gericht mit rohem Fisch oder Fleisch) oder «Gui» (Gericht mit grilliertem Fleisch, Fisch oder Gemüse). Aber auch Einzelheiten zum jeweiligen Gericht, die in anderen «Fine Dining»-Etablissements normalerweise in einem Kurzmonolog über Gäste herunterprasseln würden.
Atomix, 104 E 30th St, New York, NY 10016 (Google Maps)
In New York verkaufen unzählige Lokale ihre Pizzen «by the slice» – also stückweise. Trotzdem scheint eine kleine, unscheinbare Pizzeria in der «Lower East Side» einen besonders guten Ruf zu geniessen: «Scarr’s». Vom Mozzarella, der sich gleichmässig über die Pizza verteilt, bis zum dichten Tomatensugo mit der betörenden Balance aus Süsse, Säure und Umami – der Belag kann sich schmecken lassen. Das Geheimnis, wieso Inhaber Scarr Pimentel seine Konkurrenz überflügelt, liegt jedoch darunter vergraben.
Für seinen Pizzateig verwendet Pimentel täglich frisch gemahlenes Mehl. Das verleiht ihm mehr Geschmack und eine aussergewöhnliche Kruste mit knusprigen Boden und einem ebenso knusprigen, aber luftigen Rand. Genau so wie eine gute Pizza in New York sein sollte.
Scarr’s Pizza, 22 Orchard St, New York, NY 10002 (Google Maps)
Mit dem Restaurant «Estela» kochte sich Ignacio Mattos in die Herzen der New Yorker (und Barack Obama). Sein unkompliziertes Zweitrestaurant «Café Altro Paradiso» in Soho gefiel mir jedoch wesentlich besser. Es widmet sich der italienischen Küche, der Mattos seinen eigenen Stempel aufdrückt.
Die Highlights? Arancini gefüllt mit 'Nduja, Cacio e pepe und ein «Poulet milanese», das besser schmeckte als so manches Original in Mailand. Und was definitiv in die Bestellung gehört: «Baccalà fritto» – ein Sandwich mit frittiertem Kabeljau und Kapern-Mayonnaise. Die grosszügigen Räumlichkeiten mit grossen Fenstern und wunderschönem Interieur aus Holz bieten eine perfekte Verschnaufpause vom Shopping-Marathon in Soho.
Café Altro Paradiso, 234 Spring St, New York, NY 10013 (Google Maps)
Ein Abendessen im «Wildair» garantiert eine gute Zeit. Dafür sorgen das unkomplizierte Ambiente in diesem «Lower East Side»-Restaurant und die ausgezeichnete Weinkarte. Aber auch die Gerichte mit Kult-Potenzial für die Tischmitte zum Teilen.
Frittierter Tintenfisch mit Tintenfisch-Tinte-Mayonnaise. Rösti mit Seeigel und Jalapeño. Muscheln mit XO-Sauce und Mandelmilch. Oder ein simples Schweineschnitzel mit Sauce Gribiche und Brauner Senf – ein Kohlgewächs, das aus dem asiatischen Raum stammt. Während unter der Woche die kurzen Wartezeiten auf freie Tische auch Spontanbesuche ermöglichen, sollten sich Gäste am Wochenende lieber frühzeitig um eine Reservation kümmern.
Wildair, 142 Orchard St, New York, NY 10002 (Google Maps)
Das «Peter Luger Steak House» auf der Brooklyn-Seite der Williamsburg Bridge ist eines der populärsten Steak-Häusern in New York. Meine Objekt der Begierde war aber nicht ihr berühmtes Porterhouse-Steak, sondern ein Gericht, das nur mittags auf der Menükarte steht: Cheeseburger.
Das Hackfleisch stammt aus den Abschnitten der gereiften Steaks und formt sich zu einem zwei Finger breitem Patty. Nach Wunsch medium-rare gebraten. Dazu unterstützen einzig zwei Scheiben «American Cheese» und eine grosse Zwiebel-Scheibe das vor Aroma strotzende, saftige Rindfleisch zwischen dem Brötchen. Die augenöffnende Erkenntnis des Mittags? Wer solches Fleisch benutzt, kann getrost auf Saucen oder sonstige Würzmittel verzichten.
Peter Luger Steak House, 178 Broadway, Brooklyn, NY 11211 (Google Maps)
Jede Grossstadt hat eine Weinbar, an der sich alle anderen messen lassen müssen. In New York heisst sie «Ten Bells» und befindet sich in der «Lower East Side». Zwei Dutzend Weine sind im Offenausschank, während eine 20-seitige Weinkarte Flaschen auflistet von Spanien bis Australien.
Besonders interessant (und preiswert) sind die bei uns noch unbekannten amerikanischen Winzer und Winzerinnen: Evan Lewandowski, Joe Swick und Martha Stoumen. Wer reserviert oder Glück hat, kriegt einen Tisch oder Sitzplatz an der schummrigen Bar. Alle anderen müssen sich mit einem Stehplatz entlang der Wand begnügen.
The Ten Bells, 247 Broome St, New York, NY 10002 (Google Maps)