Warum stapeln sich momentan Gemüse und Kräuter statt Fleisch in der Glasvitrine der «Metzg» an der Langstrasse? Und was sucht die Skizze einer Karotte auf dem braunen Kraftpapier an der Wand, auf dem normalerweise das Tagesmenü steht? Des Rätsels Lösung: Das Pop-up «Rär», das sich während der Sommerpause des Restaurants für zwei Wochen in den Räumlichkeiten eingenistet hat. Hier gilt: Barzahlung und keine Reservationen. Im Fokus stehen Produkte, die mit ihrer Qualität verblüffen und sich unverblümt als vegetarische oder vegane Gerichte präsentieren. Nettes Detail: Die Speisekarte liegt in zwei Versionen auf dem Tisch – eine herkömmliche sowie eine mit kryptischen Bezeichnungen, die etwas über das jeweilige Gerichts erzählen. Wie «Christ’s flesh», das für das grandiose Sauerteigbrot steht, oder «Christus goes to Italy», die eine ebenso gute Focaccia mit geschmorten Amaranthblättern meint.
Hinter «Dirty Past» versteckten sich aromatische, kalte Parli-Kartoffeln bestrichen mit Fenchel-Mayonnaise. Mit ihrer cremigen Konsistenz schmeckten sie leicht und herzhaft zugleich. Dann folgte eine ebenso harmonierende Kombination aus Zwiebelpfannkuchen und Sauerrahm mit dem treffenden Titel: «Sweden falls in love with Korea». Dill-Blüten setzten herb-süsse Akzente während Chili dem Gericht noch einen Hauch Schärfe verlieh. Einfach aber effektiv zeigte sich die «Homage to Christian Puglisi» – dem Kopf hinter den Kopenhagener Restaurants Relæ, Manfreds und Bæst) –, die sich als roher und blanchierter Fenchel mit Bagna cauda entpuppte. «Watch out…here we come» gehörte zu den Highlights des Abends: Zucchini-Spaghetti an einer Mandelsauce mit Thai-Basilikum. Und auch das ebenfalls vegane «Green Brutalism» – ein Gurkensalat mit Kürbiskern-Dressing – demonstrierte, wie raffiniert einzelne Zutaten dank Spitzenqualität harmonieren können. Einziger Kritikpunkt? Eine Spur mehr Salz, die diese Qualität noch weiter akzentuieren würde.
Hinter dem Pop-up steckt ein altbekanntes Quartett, das bereits vor zwei Jahren mit dem Pop-up «Zum Goldenen Krass» für Aufsehen sorgte. In der Küche stehen Margaretha Jüngling und Samuel Envall Utbult, die sich aus ihrer gemeinsamen Zeit im renommierten Kopenhagener Restaurant Relæ kennen. Und Andrea Rothenberger sowie This Schälchli beraten Gäste, welche Naturweine wohl am besten zu ihrem Gusto passen könnten. Eine zentrale Rolle im «Rär» spielt nicht nur die Qualität der Zutaten, sondern auch deren Herkunft: Gemüse, Kräuter, Früchte und Weizen stammen vom Zürcher Bauer Matthias Hollenstein. Mit regenerativen Anbaumethoden sorgt er für eine Artenvielfalt und Produktqualität, die sich in der näheren Umgebung sonst kaum irgendwo finden lässt.
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KONTAKT
Rär
Langstrasse 31
8004 Zürich
Tel. +41 44 291 00 88
https://www.instagram.com/raer_zh/
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ÖFFNUNGSZEITEN
Montag bis Sonntag, ab 17.30 Uhr
Dauer des Pop-ups: bis 4. August
PREISE
Alle Gerichte 5-13 CHF
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