Fotos: Stefan Matzke
Eagle statt Hirsch. Geny Hess, Präsident der GaultMillau-Weinjury, hat zwei Leidenschaften: Golf und Hochwildjagd. Also war Tagwacht um vier Uhr. Erst ging’s in die Wälder und auf die Pirsch, dann aufs Fairway. Ein Hirsch kam ihm nicht vor die Flinte. Dafür schoss er am GaultMillau-Jubiläumsturnier (25. Ausgabe) einen Eagle. So sagt man, wenn ein Golfer den Ball auf einem Par 4 nach einem gewaltigen Drive mit dem zweiten statt mit dem vierten Schlag einlocht; fast so selten wie ein Hole-in-one! Genys Freunde waren trotzdem ein wenig enttäuscht, denn der Plan war ein anderer: Hess schiesst seinen Hirsch – und bringt die frische Leber mit ans Turnier und auf den Grill – als kleine, exklusive Zwischenverpflegung. Grosses Bild oben: v.l. Silvio Germann, Ueli Kellenberger, Elia Zurbriggen.
Sonnenblumen-Herzen auf den XXL-Green Egg. Für den Lunch nach der Runde sorgten zwei wilde Schweden aus der nahen «Villa Hundert». John Jezewski und Christian Brangenfeldt legten nicht etwa Steaks oder Würste aufs XXL-Green Egg, sondern Sonnenblumen-Herzen, gesammelt im «Buuregarte» Hünenberg, dazu Jalapeño, Padrons und Speck vom Wollschwein; Blätter und Stil wurden für die Sauce verwertet. Wie kommt man auf so eine verrückte Idee? John: «Wir arbeiten sehr eng mit unserem Gemüsehändler Edgard Boog in Hünenberg zusammen. Bei einem Spaziergang durch seinen wunderbaren «Buuregarte» fielen uns die Sonnenblumen auf, und wir machten uns an die Arbeit.» Riesenapplaus von den verblüfften Kollegen!
Brasato-Ravioli & Coq au vin. Abends stand JRE-Mitglied Gaston Zeiter («Zähringer», Bern) im Klubhaus am Herd und servierte seine Bestseller: Ein paar hundert Brasato-Ravioli. Und Coq au vin Pinot! Den Güggel hat er zwei Wochen lang (!) in einem Pinot Noir des Urners Manuel Tresch eingelegt. Der hochbegabte Winzer, entdeckt von Ikone Dani Gantenbein, war vor Ort, schenkte seinen Pinot 2019 grosszügig aus der Doppelmagnum aus. «Pinot ist mein Baby», sagt Tesch, der in seinem «Weinberg zum Rosenberg» in Altdorf gerade einen Grossangriff abwehren muss: Die Suzuki, die chinesischen Kirschessigfliegen, sind unterwegs. «Alles unter Kontrolle», beruhigt Manuel Tresch. Swiss Wine-Direktor und Golfer Nicolas Joss: «Die Deutschschweizer Pinots sind in der Romandie plötzlich sehr gefragt.»
Fliege und Knickerbocker. Mit Champagner Laurent-Perrier La Cuvée, Pinot Grigio AOC Uri und Pinot Noir stiess die Community der golfverrückten Köche auch auf den Sieger an: Ueli Kellenberger, 16-Punktechef im «Rössli» Bad Ragaz. «Eine fast perfekte Runde», freute sich der Longhitter. Ein exzellenter Spieler ist auch der St. Galler Humidor-Bauer Remo Nüesch. Er ist ein eleganter Hickory-Golfer, tritt stilgerecht mit Fliege, weissem Hemd und Knickerbocker an und hämmert seine Bälle mit historischen Schlägern Baujahr 1925 übers Fairway. «Gupf»-Chef Walter Klose reiste mit seinen Söhnen Kilian Klose und Sebastian Dirr an; beide räumten bei der Preisverteilung (Gutscheine in Top-Hotels, Prestige-Champagner, edle Weine) gründlich ab. Der frühere Weltcup-Fahrer Elia Zurbriggen führt nicht nur das «@Paradise» auf Findlen über Zermatt, sondern neu auch das Golfrestaurant unten in Täsch. «Viel Arbeit», sagt Elia, «aber so kann ich meine Mitarbeiter auch im Sommer beschäftigen.»
Hongkong calling! Auch «Koch des Jahres» Silvio Germann («Mammertsberg», Freidorf TG) spielte mit und freut sich auf eine Auslandmission: «Ich koche drei Tage lang für die Gäste der Schweizer Botschaft in Hongkong.» Zwei Köche begleiten ihn, serviert wird das grosse Menü. Silvio verriet auch, was junge Chefs nach Mitternacht so treiben: «In St. Gallen gibt es eine Tennishalle, die 24 Stunden geöffnet ist. Dort buchen wie via Internet einen Platz und treffen uns für einen Match.» Adrenalin-Abbau der besonderen Art, zur Geisterstunde.