Im Schnitt 18 Jahre im Haus. Da waren es «nur» noch 900! Das «Mandarin Oriental» an Bangkoks Chao Phraya River hat die Mitarbeiterzahl nach Covid und Umbau (weniger, aber grössere Zimmer) um 400 Stellen reduziert. Drei Mitarbeiter pro Zimmer sind es noch immer; das ist nur in Asien möglich. Die Thais machen einen unglaublichen Job: Sie sprechen ihre (Stamm-)Gäste mit Namen an. Sie merken sich die Vorlieben, wissen am Tag 2, was man zum Frühstück oder zum Sundowner am liebsten mag. Sie sind unglaublich freundlich. Das zeigt sich bereits am Flughafen, wo Oriental-Mitarbeiter in orangen Jacketts die Gäste mit einem herzlichen «Welcome home» begrüssen. MO-Mitarbeiter sind im Schnitt 18 Jahre (!) bei der Company. General Manager Anthony Taylor: «Wenn wir einen Abteilungsleiter nach 45 Jahren in Pension schicken, rückt sein Stellvertreter nach. Der hat dann auch schon 25 Jahre Erfahrung im Haus.» Vermutlich der beste Service der Welt.
150 Jahre! Der Countdown läuft. Der Laden brummt. Im Mandarin Oriental, aber auch in den anderen Top-Hotels am Fluss (Four Seasons, Capella). Also herrscht Goldgräberstimmung, sitzt der Baht bei den Besitzern locker. Der «Grand Old Lady» steht 2026 ein runder Geburtstag bevor: 150 Jahre MO Bangkok. Also wird nochmals kräftig investiert, vor allem in die Restaurants. Das «Normandie», das erste grosse französische Restaurant der Stadt (Baujahr 1958), wird sanft renoviert, das «China House» in den nächsten Monaten umgebaut. Ein Zweisterne-Chef aus Guangzhou ist bereits engagiert, die Küchenausrichtung definiert: Cantonese.
Wer wird Starchef im «Le Normandie»? Im Rooftop-Restaurant «Le Normandie» (mit Traumsicht runter auf den Fluss) sorgen seit Eröffnung berühmte europäische Chefs für den Sternen-Segen. Dieses System geriet in den letzten Jahren ins Wanken. Jetzt steht gerade der Londoner Zweisterne-Chef Alex Dilling («Café Royal») am Herd. Wenigstens hie und da. Im Alltag schmeisst Junior-Souschef George mit ein paar Thai-Chefs das Nobel-Pop-up. Ein paar Gerichte sind richtig gut: Das Pithivier vom geräucherten schwarzen Huhn in einem knusprigen Blätterteig etwa («Smoked Chicken») oder die «Ballotine» vom schottischen Hummer. Restaurantleiter ist Kyan Arndt, ein junger Mann mit einer klaren Ansage: «Ich will in diesem Hotel mal General Manager werden.»
Omakase für nur zehn Gäste. Im japanischen Omakase-Restaurant Kinu funktioniert das «Coaching aus der Ferne»-System einwandfrei. Chef Takogi Kazuo verteidigt in Kyoto seine zwei Michelin-Sterne, stellt in Bangkok aber einen sehr erfahrenen Mann hinter den Tresen (Hiroshi Shimaso) und fliegt auch regelmässig zur Kontrolle ein. Die höchsten zehn (!) Gäste kriegen in hohem Tempo Lachs-Sashimi, Tiger Prawns, Golden Eye Snapper, Steamed Duck und Wagyu-Beef-Sukiyaki. Erstklassig.
«Ich habe die Thai-Küche im Blut.» Im «Baan Phraya» direkt am Fluss kocht eine junge Thailänderin: Chef Pom Phatchara. Sie interpretiert uralte Gerichte neu, die ihr die Grossmutter überliefert hat, sucht in ganz Thailand nach den besten Produkten. «Ich habe die Thai-Küche im Blut», sagt Miss Pom. Finden ihre Chefs auch. General Manager Antony Tailor: «Pom macht das fantastisch. Wir bauen ihr zum 150. Geburtstag des Resorts ein völlig neues Restaurant und schicken sie dann auf Sterne-Jagd.» Das Mandarin Oriental hat dank Chef Pom endlich ein richtig gutes Thai-Restaurant.
Fotos: George Apostolidis, Markus Gortz, HO