Suite? Schon eher eine Wohnung! Nadine Friedli, die junge neue General Managerin im «The Alpina» Gstaad, ist ziemlich stolz auf ihre «Panorama Suite». Kann ich verstehen. Die Suite ist eigentlich eher eine Maisonette-Wohnung auf zwei Etagen: 400 m2, drei Schlafzimmer mit eigenem Bad. Viele Terrassen mit Sicht rüber zum berühmten Nachbarn («Gstaad Palace») und aufs grandiose Alpenpanorama. Private Spa im oberen Stock: Hamam, Sauna, Outdoor-Whirlpool, Massage-Liege, Technogym-Laufband. Die Magie sitzt im Detail: Die Regenwald-Dusche ist so riesig, dass eine halbe Fussballmannschaft drin Platz hätte. Drei Cheminées sind einsatzbereit; das Holz reicht für einen halben Winter.
300’000 Franken. Pro Woche. Im Weinkühlschrank sind Château Cos d’Estournel 2016 und Château Beychevelle 2016 griffbereit, in der richtigen Temperatur (15 Grad). Besonderes Merkmal in allen «Alpina»-Suiten: 350-jähriges Holz vom örtlichen Chaletbauer Matti, alte Bauernschränke und Truhen, helle Möbel, schneeweisse Teppiche. Madonna hat’s prima gefallen in der Panorama Suite. Mir auch. Die Nacht in der Panorama Suite kostet 15’000 CHF. Teurer geht auch: Die zwei neuen Residenzen kosten im Winter 300’000 CHF pro Woche. «Sie sind sehr gut gebucht», freut sich General Manager Nadine Friedli. Ihr Vorgänger Tim Weiland ist zurück bei Aman: «Amanjena» in Marrakesch
Was für ein Frühstück! Nadine Friedlis wichtigster Mann im Haus: Executive Chef Martin Göschel. Man trifft ihn zu allen Uhrzeiten und an allen Ecken und Enden. Etwa am Frühstücksbuffet, ausgerichtet auch für alle, die vegetarisch, vegan, laktosefrei und glutenfrei durchs Leben ziehen. Meine Lieblingspositionen: Martins «Ramen»-Suppe mit Pilzen, mariniertem Ei, Soba-Nudeln, frischen Kräutern, aber ohne Fleisch. Die beiden Lachs-Seiten zum Selberschneiden (graved, smoked). Der Honig von den eigenen Hotelbienen. Wer mehr darüber wissen will, bucht bei «Beekeeper» Stefan Neuhaus einen 45-minütigen Workshop und stattet den «busy bees» im Schutzanzug einen Besuch ab.
Signor Martin & seine Pasta. Stammgäste wissen: Martin Goeschel kann auch italienisch. Auf der attraktiven «Lounge & Bar»-Karte gibt’s Ravioli di manzo, Paccheri mit Hummer & Bisque, Safran-Risotto mit Zitronenzesten. Die italienischen Maîtres, von Natur aus zu Recht eher skeptisch, wenn deutsche Köche Pasta zubereiten, sind von «Signor Martin» tief beeindruckt. Thai kann er übrigens auch: Sweet Pork Belly (Schweinbauch) mit kurzem weissem Pfeffer und Koriander auf Jasminreis.
«Zero Waste»-Forelle & Gstaader Wachteln. Martin Göschel hievt zwei Restaurants in den GaultMillau. Allen voran das «Sommet» (18 Punkte). Da sind Produkte aus Gstaad Trumpf: Eine erfrischende Variation aus «Gstaad peas» (rohe, knackige Erbsli mit Oona-Kaviar, geräuchertem Störfilet und einer erfrischenden Erbsli-Crème). Gstaader Wachteln (elegante Ballotine, frittierte Praline mit dem Schenkelfleisch, neckisch eingelegtes Wachtelei). Gstaader Lammrücken, im Salzteig gegart. Gang des Abends: Die Forelle aus Bremgarten. Das Versprechen «zero waste» wird in aller Konsequenz eingehalten: Forelle eingerollt, mit einer Farce, mit grilliertem Salat, mit einem Forellen-Tatar aus den Abschnitten unter einer verblüffenden, tiefgrünen Chimichuri-Espuma und knackigen Forellen-Eiern; eine sommerleichte Kräuter-Bouillon wird dazu eingegossen. Grosses Kino! Das «Sommet» wird auf die Wintersaison hin verkleinert, das Menü noch ambitionierter: «Wir wollen eine Schippe drauflegen», sagt der Chef. Dazu eröffnet er eine Brasserie mit Comfort Food. Göschel kocht, was «Alpina»-Gäste wünschen; das ist nicht jeden Abend ein grosses Menü.
Mister & Miss Kugota. Kulinarischer Hotspot im Swiss Deluxe Hotel ist das «Megu», ein Fall für das japanische Ehepaar. Tsutomu «Tom» Kugota, ein Schweiger vor dem Herrn, steht in Krawatte und weisser Jacke an seiner hell beleuchteten Sushi-Theke, seine deutlich gesprächigere Frau Yuki (früher bei Nobu Matsuhisa) kümmert sich um das siebengängige Omakase-Menü. Highlights: Master Toms grandioses Sushi (Chutoro Tuna!), Yukis Umami Teriyaki Chicken mit «Meatballs» und das Kagoshima Wagyu vom Fujisan-Lavastein. Martin Göschel kauft dafür bei Luma das Entrecôte mit Marmorierungsgrad A3 ein: «Schwer zu kriegen, aber bekömmlicher als das fette A5+.» Das «Megu» ist unglaublich gebucht: Zwei Seatings im Sommer, auch mal drei im Winter. Am besten gefällt es mir im Sommer draussen auf der Terrasse: «Sushi under the Stars».
>> Highly recommended! GaultMillau-Chef Urs Heller und seine Tester stellen die besten Hotels in der Schweiz und im Ausland vor. Gemeinsamer Nenner: Ein Restaurant-Angebot, das Foodies begeistert.
Fotos: Marcus Gyger, Urs Homberger, Fou d'images, HO