# Kapitel 1: Fondue ist der Renner in der Lounge. Es fängt gut an. Für den Weg zur Sicherheitskontrolle benötigt man genau 15 Sekunden. Mit der Rolltreppe eine Etage höher, kein Stau am Band, freundliche Menschen. Den ersten Tipp kriegen wir unverzüglich: «Gehen Sie gleich rüber ins Dock E. Die First Class Lounge ist schöner. Und das Essen besser.» Gehen müssen wir nicht. First Class-Passagiere werden gefahren. Nicht in der noblen S-Klasse wie im Kino, sondern in einem bulligen Mercedes Sprinter. Komfortabel ist es trotzdem. Und die Lounge richtig gut: Hell, geräumig. Wir lernen: First Class-Passagiere schlemmen schon vor dem Start, wählen aus einer vergnüglichen Karte. Zwei US-Passagiere entscheiden sich beim Abschied aus der Schweiz für ein Fondue. Lieferant: Das «Chäs Vreneli». Die Mischung ist klassisch: Gruyère und Vacherin. Einen Flop haben wir auch zu vermelden, die Bratwurst mutierte überraschend zur Currywurst, mit unerfreulichem Ergebnis.  Die Weinkarte ist nicht «premium». Wir trösten uns mit einem Malbec Decero aus der Finca von Thomas Schmidheiny in Argentinien. 

Gesamteindruck der Lounge im Dock E: Prima. Findet übrigens auch eine nicht näher definierte Jury: «World’s best airport lounge for dining 2024». Wir gratulieren.

Bild oben: 17-Punktechef Manuel Steigmeier ist Gastkoch für die SWISS.

First Class Lounge a Terminal E, SWISS Airline, ZA 1/4rich Flughafen, ZH

Diniert wird bereits vor dem Start! First Class Lounge im Terminal E.

First Class Lounge a Terminal E, SWISS Airline, ZA 1/4rich Flughafen, ZH

Weinschrank im Terminal E: Wir empfehlen den «Decero» von Thomas Schmidheiny.

# Kapitel 2: Hosen runter, rein ins Pyjama. LX 180 nach Bangkok. Die nächsten zehneinhalb Stunden verbringe ich auf Sitz 2K. Oder eher in Kabine 2K? Den Sitz kann man abriegeln, die Türe dient zugleich als Garderobe. Etwas Privacy ist nicht schlecht. Die Crew verteilt für den Nachtflug hochwertige Pyjamas von Zimmerli; wer will da ohne Sichtschutz schon die Hosen runterlassen…? Die Kabine ist prima ausgestattet. Ein riesiger Ess- & Arbeitstisch. Viele Ablageflächen. Ein komfortables Bett mit weichem Duvet. Acht Passagiere lassen es sich in der First Class gut gehen. Ab 2025, wenn die neue, mit Spannung erwartete A350 erstmals abhebt, wird der Club kleiner: Nur noch vier Sitze. Den Kapitän lernen wir auch kennen: Paul von Arx begrüsst jeden Gast einzeln. Très chic. Er hat gute Nachrichten: 28 Grad am Ziel. Pünktlicher Start, pünktliche Landung, trotz einigen geopolitisch bedingten Umwegen auf der Route. Arbeiten kann man prima an Bord: «Swiss Connect» wählen, acht Buchstaben eintippen, und man ist drin im Internet und bleibt es auch. Der Wi-Fi-Voucher ist im atemberaubend teuren Ticket (je nach Datum 13’000 bis 17’000 CHF) inbegriffen.

Eigentlich fehlt es über den Wolken an nichts. Ausser allenfalls an einem attraktiven Bord-Magazin; das letzte wurde sang- und klanglos abgeschafft.
 

Manuel Steigmeier

Manuel Steigmeiers Gerichte über den Wolken. Geschmorte Kalbsbäggli & Aargauer Rüebli sind der Renner.

# Kapitel 3: Taste of Aargau: Steigmeier & seine Rüebli. «Taste of Switzerland» heisst seit Jahren das kulinarische Konzept der SWISS: Vielversprechende GaultMillau-Köche ergänzen mit ihren Gerichten das Angebot in Business & First. Gegen einen fetten Check und einem halben Dutzend Tickets? Nix da, alle «goodies» sind gestrichen und das Budget für den Warenaufwand eher knapp. Die jungen Chefs müssen ihr Engagement unter Werbung und PR abbuchen; das hübsche Video, das die SWISS mit ihnen dreht, dürfen sie immerhin verwerten.
 
Diesmal ist Aargau der Gastkanton und schreibt Manuel Steigmeier vom Restaurant Fahr in Künten (17 Punkte, ein Stern) die Karte. Der talentierte Chef, Mitglied bei den «Jeunes Restaurateurs», ist noch blutjung, aber er weiss sehr genau, was am besten funktioniert auf 10’000 Metern über Meer: Geschmortes! Also gibt es in der First Class geschmorte Kalbsbäggli mit Cremolata, Kirschjus und Mascarpone-Polenta. Hervorragend. Alternative: Sautierter Kabeljau mit Chimichurri. Steigmeier in der Businessclass: Rindsstroganow mit Spätzli. Und klar für einen Koch aus dem Rüeblikanton: Aargauer Rüebli sind überall dabei, auch im Sorbet. First-Class-Ticket heisst First-Class-Wein. Ein Château Pape Clément 2017 wird entkorkt. Premium! Ein erstklassiger Aargauer Wein ist auch an Bord: Pinot Noir von Adrian Hartmann, GaultMillaus «Rookie des Jahres 2023» (Adrians Weingut», Schinznach). Vertrautes zum Frühstück: Gipfeli, Zopf, Käse, Eier.

Kompliment: Die Flight Attendants der SWISS waren auf Hin- und Rückflug sehr aufmerksam.
 

Kabine First Class aktuell, SWISS Airline

First Class-Sitz aktuell: Offen, mit grossem Tisch und vielen Ablageflächen.

Kabine «SWISS Senses» (neu ab 2025), gilt auch für A350

First Class-Sitz in der neuen A350 (ab 2025): Abgeschlossen, sehr viel Privacy.

# Kapitel 4: «Begleitschutz» vor dem Rückflug. SWISS übergibt seine Vielzahler vor dem Rückflug vertrauensvoll in die Obhut von Thai Airways. Die acht First Class-Passagiere werden nach dem Check-in durch eine Fast Line in die «Royal Orchid Prestige Lounge» geleitet. Sie ist ziemlich königlich: Eine grosszügige Lobby wie im Fünfsterne-Hotel, ein Restaurant mit grosser Speisekarte, Western-Style oder Thai-Cuisine. Die Suppe mit Shrimps-Wonton war untadelig. Dann wird’s krass: Jeder Passagier wird von einer strahlenden jungen Thailänderin in der Lounge abgeholt und zum Gate geführt. Der «Trainee», der für meine Betreuung abkommandiert wurde, nahm den Job sehr ernst und verabschiedet sich erst auf der Schwelle zur «777» mit einem freundlichen «Sawasdee». 

Auf dem Rückflug nach Zürich gibt es kein Aargauer Fine Dining mehr. Dafür Vertrautes: Flûtes von Sprüngli, Balik aus dem Toggenburg, einen Hirschpfeffer mit Spätzli. Und wo bleibt eigentlich in der First Class der Kaviar? Den gibt es nur bei der Konkurrenz; die SWISS hat ihn schon vor Jahren aus dem Repertoire gestrichen. Es muss nicht immer Kaviar sein.

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Fotos: Oliver Baer, Swiss International Air Lines