Stars im Mahagoni-Boot.  Raus aus dem Flugzeug, rein ins Mahagoni-Boot! Elf Meter lang und liebevoll gepflegt ist das «Cipriani»- Boot, das die Gäste durch Venedigs schönste Kanäle ins Hotel bringt und dann zwischen San Marco und der Insel Giudecca kreuzt - 24 Stunden am Tag, für Nachtschwärmer jederzeit auch im Morgengrauen. Das «Cipriani» ist Legende. Giuseppe Cipriani, der Inhaber der legendären Harry’s Bar in Venedig, und Lord Iveagh, Oberhaupt der Guinness-Familie, haben das elegante Haus gegründet. Zwar drängen neue wunderschöne Hotels in die Stadt («Aman Venice», «JW Marriott Venice», «San Clemente Palace Kempinski»). Aber das «Cip» bleibt, so viel Respekt muss sein, die Nummer 1. Das gilt auch für die Promis: Brad Pitt, Angelina Jolie, Scarlett Johansson, Jude Law, Russell Crowe, Uma Thurman und Julia Roberts steigen hier ab, vor allem während der Filmfestspiele im September. Dass Stammgast George Clooney bei der Konkurrenz geheiratet hat (im «Aman» am Canal Grande), bucht man VIP-technisch als kleinen Schönheitsfehler ab.
 

Clooneys «Buona Notte»-Drink. Das «Cipriani» (80 liebevoll eingerichtete Zimmer und Suiten, viele mit Blick auf den Markusplatz) ist während der «Mostra Internazionale d’Arte Cinematografica» nicht nur die Filiale Hollywoods. Hier wurde auch Gastronomiegeschichte geschrieben. Giuseppe Cipriani «erfand» den weltberühmten Carpaccio (Originalrezept: Mayo, nicht Olivenöl!), und auch der Bellini (weisser Pfirsich, Prosecco) wurde erstmals in seinem Unternehmen angerührt. «Cip»-Barman Walter Bolzonella ist da ziemlich strikt: Den Bellini gibts bei ihm nur dann, wenn die Pfirsiche schön reif sind. Sonst empfiehlt er den Cocktail Buona Notte: Den hat er in der legendären Gabbiano-Bar zusammen mit George Clooney mal in einer ziemlich langen Nacht «erfunden».

 

Casanova & Gold. Das Hotel ist tagsüber eine Oase der Ruhe. Die Gäste ziehen sich zurück in die historischen Gartenanlagen. Bereits «Frauenversteher» Giacomo Casanova hat sich hier ausgesprochen wohlgefühlt. Deshalb heissen die Gärten heute Giardini Casanova, und auch das Wellnesscenter trägt seinen Namen. Wer will, lässt sich hier vergolden: Ein 80-minütiges Facial mit 24-karätigem Gold ist im Angebot. Sportmöglichkeiten? Der hoteleigene Tennisplatz. Das Fitnesscenter. Kajak-Touren zu den kleinen Laguneninseln. Und natürlich Schwimmen: Der wunderschöne blaue Pool ist dreimal so gross wie ursprünglich geplant (32 × 19 m) – weil das Bauunternehmen Fuss mit Metern verwechselt hat. Die Ragazzi des Porticciolo Pool Restaurants servieren akkurat die Cocktails an die bequemen Liegen.

 

Carpaccio im Cip’s Club. Klar ist das «Cipriani» auch eine Gourmet-Adresse. Der erste Besuch gilt dem Cip’s Club und der erste Blick nicht etwa der Karte, sondern der Aussicht. Sie ist magisch: Vom Holzsteg blickt man auf Venedigs Skyline und auf die Piazza San Marco. Schwellenangst ist nicht angesagt: Die Venezianer haben diesen Hotspot längst entdeckt, feiern hier an langen Tischen mit «tutta la famiglia». Auch Nichthotelgäste sind herzlich willkommen (unbedingt reservieren!). Die Karte ist unkompliziert, übersichtlich. Ein Spritz zum Aperitif, dann Carpaccio classico, Linguine con vongole, Fegato di vitello alla veneziana (Kalbsleber) und für Stammgäste Il Fritoin: Scampi, Calamari und Zucchini in einem vorbildlich dünnen Teig. Eine gute Adresse für den leichten Lunch. Und natürlich auch für ein romantisches Dinner.

 

Chef Davide ist Alchemist. Die goldene Gourmet-Adresse im Hotel: das «Oro», 2014 vom preisgekrönten amerikanischen Interior-Designer Adam D. Tihany komplett neu eingerichtet. Nun, wir sind nicht wegen des Architekten hier, sondern wegen Davide Bisetto. Der weit gereiste Küchenchef (Paris, Korsika) holt mit seiner modern interpretierten venezianischen Küche nicht nur die Stars, sondern blitzschnell auch einen Stern (vom Guide Michelin) ins Haus. Chef Davide ist «Alchemist»: Er experimentiert mit intensiven Ölen («meine Geheimwaffen!»), trocknet und dehydriert Gemüse. Und er bringt alles auf den Teller, was in seinem Garten wächst. Wenn nötig, wird auch mal gesprayt: Acqua di sedano (Sellerie-Wasser) über die weissen Spargeln aus Bassano, die mit Mayonnaise, Gin und Goldblättchen spektakulär veredelt werden. Grossartig: Die noch fast rohen Gamberi rossi aus Sizilien auf frittiertem Gemüse, die zarten Gnocchetti an einer Creme von Frühlingsgemüsen. Und eine butterzarte Animella (Milke), mit Cima di Rapa und frittierten Artischocken. Spontaner Eindruck nach dem Dinner: Der zweite Stern ist im Anflug.

Abreisetag. «Prima colazione» an der Sonne, direkt am Canale. Gut gelaunter Service. Parmaschinken & Mortadella. Bufala & Parmigiano. Honig von der Wabe. Drei Kistchen voller Äpfel auf dem Buffet. Dazu den «Corriere della Sera». Bella Italia.