Text: Kathia Baltisberger Fotos: Lukas Lienhard
Mitbringsel in Buchform. Kägi kocht ziemlich gut. Das beweist er seit vielen Jahren als Gastgeber oder mit seinen How-to-Videos für Globus. Und das obwohl er nicht Koch, sondern Maschinenmechaniker gelernt hat. Aber erst jetzt hat der Foodscout die «Mitbringsel» seiner Reisen, Restaurantbesuche und Begegnungen in ein Rezeptbuch gepackt. Und genau so liest sich das Buch auch: als Sammelsurium von Erlebtem. Die Memoiren eines Foodscouts könnte man sagen. Denn es sind nicht einfach Rezepte. Zunächst erklärt Kägi, welche Geräte man in der Küche wirklich braucht. Sein Tipp: «Sparen ist nicht angebracht.»
Produkte im Fokus. Dann geht’s los mit den Basics: Einmachen, Öle, Kräuterbutter, Saucen, Fonds usw. Die folgenden Rezepte sind nicht nach Saison oder Menüabfolge gegliedert. Sondern nach Zutaten. Eier, Aceto Balsamico, Kartoffeln, Auberginen, Kürbis, junges Rind und viele mehr. Kägi bezeichnet sie als die «wichtigsten Zutaten». Dinge, die nie ausgehen sollten. Produkte, die sich im Kühlschrank oder in der Vorratskammer länger lagern lassen. Innerhalb dieser Kategorien – zum Beispiel Zitrusfrüchte – gibt’s alles: Strozzapreti mit Zucchini, glutgerösteter Zwiebelsalat oder Blutorangensorbet.
Simpel bis ambitioniert. Die Rezepte bestechen durch ihre Simplizität. Nehmen wir den Steinpilzsalat mit weissen Trüffeln. Das dürfte man selbst mit minimalsten Küchenskills hinbekommen. Das A und O sind die guten Produkte – und die volle Ladung Umami ist garantiert. Cacio e Pepe? Kann wirklich jeder, wirkt aber ambitionierter als eine ordinäre Tomatensauce. Zwischendurch wird’s auch mal kompliziert. Zum Beispiel bei der Pavlova. Doch keine Sorge. Kägi führt sehr verständlich durch die Rezepte. Und er erklärt immer wieder, wieso er etwas macht, wie er es macht. Das sorgt nicht nur für perfekten Gerichte, sondern schult eben auch die eigenen Küchenfertigkeiten und fördert das Verständnis für Lebensmittel.
Fazit? Wer eher klassische Kochbücher in der Sammlung hat, wird überrascht sein. Alleine das – grandiose – Layout entspricht nicht unbedingt dem, was man hierzulande so kennt. Und auch die Foodbilder kommen in ungewohnter Manier daher. Die Gerichte sind nicht filigran mit Pinzette angerichtet. Es gibt Blicke in die Töpfe und Pfannen und mancher Teller wurde auch erst fotografiert, als sich schon jemand genüsslich darüber hergemacht hat. Es gibt Reportagen von der Schweinefarm und vom Messerschmied, Kägis NZZ-Kolumnen finden ebenfalls einen Platz. Und zwischendurch huscht mal wieder eine Katze durchs Buch. Vielleicht könnte man «Kägi kocht» als sympathisches Food-Tohuwabohu bezeichnen. Doch wer Richi Kägi kennt – oder gar schon mal in seinem Haus war – der weiss, dass dieser Stil wie die Faust aufs Auge passt.