Kalb aus Gstaad. Die Köche an diesem Polit-Kochabend im «Clé de Berne»: SVP-Nationalrat Lars Guggisberg, 46, aus Kirchlindach BE und FDP-Grossrat Daniel Arn, 58, aus Muri BE. «Bei einer solchen bürgerlichen Konstellation habe ich bewusst einen Fleischgang als Hauptspeise ausgewählt», sagt Spitzenkoch Martin Göschel, 51: Kalb aus Gstaad! Das tönt einfacher, als es ist. Schliesslich ist Göschel Executive Chef im «Alpina» in Gstaad mit 18-GaultMillau-Punkten – und setzt die Latte hoch: Es gibt einen rosa gebratenen Kalbsrücken an einem Rotwein-Jus und eine geschmorte Kalbsschulter. Dazu einen warmen Gemüsesalat. «Das Rezept hat sich bewährt. Daniel und Lars haben das mit dem Kalb gut hingekriegt», lobt Göschel. Er vermutet, dass die beiden daheim auch regelmässig kochen, und blickt erwartungsfroh in die Runde. Betretenes Schweigen. Guggisberg bricht das Eis: «Nun, Kochen ist nicht gerade meine Kernkompetenz. Meine Frau kocht wesentlich besser. Meine Spezialität ist Italienisch und Amerikanisch, Pasta und Burger. Bei unseren Kindern kommt das gut an.» Arn schätzt es sehr, von einem solch renommierten Koch wie Göschel profitieren zu können. Doch daheim steht er nie gemeinsam mit seiner Partnerin in der Küche. «Wir pflegen einen zu unterschiedlichen Stil. Sie ist die Spontane, ich bin der Strukturierte, der alles vorbereiten muss.» Und die Kinder? «Die essen, was auf den Tisch kommt. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig.» Grosses Bild oben: FDP-Kandidat Daniel Arn, Chefkoch Martin Göschel, SVP-Nationalrat Lars Guggisberg (vlnr).
Zu harmonisch, zu geschwätzig. Guggisberg und Arn harmonieren gut in der Küche. Sie reden viel miteinander. Und es fehlt nicht viel, dass sie beginnen, herumzukalbern. Göschel ermahnt sie, sich aufs Kochen zu konzentrieren. Und sogar der Fotograf erinnert die beiden Polit-Köche daran, den Kalbsrücken aus dem Ofen zu nehmen. Doch Göschel hat alles Griff, das Ergebnis auf dem Teller ist perfekt. Ob es im Wahlkampf auch so gut herauskommt? Guggisberg, 2019 als erster Ersatz für den in den Ständerat gewählten Werner Salzmann nachgerutscht, ist inzwischen bereits eines der Zugpferde für die Berner SVP. «Sieben Sitze, drei hören auf. Und Albert Rösti, vor vier Jahren der Bestgewählte, ist nun Bundesrat», skizziert Guggisberg die nicht einfache Ausgangslage für die Berner SVP. Und doch lautet ihr Ziel, einen achten Sitz zu holen. Zurückhaltender gibt sich Daniel Arn in Bezug auf seine Berner FDP: «Wir wollen unseren zweiten Sitz verteidigen. Hierfür hat Sandra Hess als Ständeratskandidatin sicher die besten Chancen.» Selbst hat sich Arn den ersten Ersatzplatz zum Ziel gesetzt.
Ob FDP, SVP oder eine andere Partei. Für den Gastgeber des Abends, Fokus Bern mit Unternehmer Peter Stämpfli, geht es darum, den Standort Bern zu stärken: «Wir setzen uns für die Wirtschaft ein, sind aber politisch unabhängig. Und wir wollen die Menschen zusammenbringen.» So wie an den Polit-Kochabenden im Clé de Berne, die auch von der Bewegung Soil to Soul unterstützt und begleitet werden. «Wir vernetzen, wir informieren, wir organisieren Events – dabei geht es uns um einen gesunden Boden und um eine gesunde Ernährung. Und wir setzen uns ein für die Bauern», sagt Gründer Thomas Sterchi. Eine Philosophie, die Göschel, Arn und Guggisberg ebenfalls unterstützen können.
>> Die Kommunikationsagentur furrerhugi lädt vor den Wahlen Politikerinnen und Politiker in ihr Privat-Restaurant «Clé de Berne». 18-Punktechef Martin Göschel ist der Profi am Herd. Der GaultMillau-Channel begleitet die Events und veröffentlicht die besten Rezepte.
Fotos: Alain Bucher