Die Idee QoQa ist genial. Aber sie ist abgespickt. So etwas gab’s schon in den USA.
Firmengründer Pascal Meyer war schon in seiner Jugend ein Schnäppchenjäger, hat seinen Freunden immer die «meilleur offre» beschafft. Auf seinen Reisen in die USA hat er dann ein spannendes Businessmodell der Firma Woot entdeckt und sich um die Rechte für die Schweiz beworben. Woot wollte nicht. Zum Glück. So konnten wir die Idee QoQa entwickeln und unser eigenes Konzept starten.
Grosses Bild oben: Fabio Monté (Co-Founder QoQa) und das Restaurant «Stamm» in Lausanne.
Das Ur-Konzept tönt einfach: Ein attraktiver Deal pro Tag!
Richtig. Wir spielten beim Start ein überraschendes Angebot pro Tag aus, pünktlich um Mitternacht. Wir hatten also mit unserer Community gewissermassen ein «rendez-vouz de minuit». Von Anfang an blieb es nicht beim simplen Angebot: Wir lieferten Texte, Erklärungen, Bilder dazu. Uns ist es wichtig, im QoQa-Forum mit der Community Diskussionen zu führen, Erfahrungen auszutauschen.
QoQa tönt verdächtig nach Coca. Gab’s da nie Ärger mit Coca-Cola?
Wir haben uns vor dem Start wie damals üblich eine Unmenge von URL’s gesichert. Wichtig war uns ein kurzer Name mit vier Buchstaben. Schliesslich haben wir uns für QoQa entschieden. Wie immer der User QoQa schreibt – er landet immer auf unserer Site. Mit Coca-Cola hatten wir keine Probleme; in den meisten Ländern spricht man ja von Coke, nicht von Coca.
Der Erfolg ist beeindruckend. Sie erreichen eine Million Kunden! Sie sprechen nicht von einem Kundennetz, sondern von einer Community.
Richtig. Wir haben Mitglieder, keine Kunden. Wir nannten sie früher «QoQaianer:innen», heute von «loutres» zu deutsch Otter und pflegen bewusst ein freundschaftliches Verhältnis. Bei QoQa sind alle gleich. Es gibt keine VIP’s, unser Service ist nicht abhängig vom Umsatz. Die Community kann sich bei QoQa auch beteiligen: Wenn wir unsere kleine Brauerei «Qbeer» hochfahren, kann man Anteilsscheine zeichnen. Die sind dann jeweils innert Stunden weg.
Sie sind auch für Verrücktes zu haben. Mal schreiben sie einen Picasso aus, mal einen Tesla, mal eine Rolex. Ein krasses Marketing!
«How to make impossible possible» heisst da die Devise. Wir sind für verrückte Ideen immer zu haben und unsere Community auch: Die zwei Millionen für den «Mousquetaire» von Pablo Picasso hatten wir schnell beisammen, aber weil wir in unserer Firma oft spontan etwas machen und erst anschliessend genauer über die Folgen nachdenken, stellten sich schon ein paar Fragen. Was machen wir mit dem Bild? Es hing bereits in einigen Museen. Aber wir möchten unseren Picasso vor allem ausserhalb der klassischen Kunstwelt zeigen. Wir möchten beispielsweise in der ganzen Schweiz mit einem Camion von Schule zu Schule fahren. Die Versicherung, die das Projekt begleitet, haben wir noch nicht gefunden.
QoQa verändert sich laufend. Sie sind mit IT-Angeboten gestartet. Dabei blieb es nicht lange.
IT bieten wir immer noch an. Aber da ist einiges dazu gekommen. Der Weinhandel beispielsweise. Die Abteilung Weine beschäftigt drei Experten, die beispielsweise auch bei den «Primeurs»-Degustationen in Bordeaux dabei sind und ein fantastisches Sortiment zusammenstellen. Wir sind mittlerweile nach Coop und Mövenpick die dritte Kraft im Land. Und: Die «QoQa»-Experiences gewinnen zunehmend an Bedeutung.
«Experience» heisst beispielsweise: Zu einem guten Preis ins Luxushotel.
Richtig. Wir wollen den Zugang zu den Fünfsterne-Hotels demokratisieren. Da soll jeder rein. Die 18jährigen für ihr Liebesweekend, die Senioren bei einem besonders schönen Ausflug. Und wir zeigen auch auf: Im Luxushotel geht es entspannt zu und her, da darf man auch mal in Shorts einchecken.
Und die Luxushotels freuen sich über die neuen Gäste?
QoQa-Gäste sind willkommen. Wir haben unterdessen eine starke Marktposition, nehmen den Hotels Hunderte von Übernachtungen ab. Unsere «loutres» zeigen, dass sie sympathische, gute Gäste sind. Wir haben im Lauf der Jahre eine grossartige Community aufgebaut, die sich für Reisen und Essen interessiert und die man durchaus als «Epicurien» bezeichnen kann. Sie schätzen schöne Orte und gutes Essen.
Wie funktioniert die «Experience» konkret?
Man kauft bei uns zu einem guten Preis einen Gutschein, der ein Jahr lang gültig ist. Die Hotels bestimmen, wann man ihn einlösen kann und wann nicht. Weihnachten/Neujahr geht nicht, und wer unbedingt in der Hochsaison am Wochenende hinwill, muss eventuell noch einen kleinen Aufpreis bezahlen. Das hat sich gut eingespielt: Win-win für alle.
Welche Hotels machen mit? Hotels in Not?
Überhaupt nicht. «Le Grand Bellevue» in Gstaad, der «Lenkerhof» in der Lenk oder «The Chedi» in Andermatt gehören zu den Pionieren und arbeiten mit uns sehr gut zusammen. Auch «The Dolder Grand» in Zürich ist unser Partner. In London können wir eine «The Savoy-Experience» ermöglichen.
Manchmal geht’s auch schief. Und dann?
Wir lassen unsere Community nie im Stich. Ein Top-Service ist Marketing-Massnahme Nummer 1, gehörte von Anfang an zu unserer DNA. «On va trouver une solution» lautet die Devise. Unser Callcenter bietet einen «premium service», findet immer schnell eine gute Lösung, selbst dann, wenn ein Gutschein mal abgelaufen ist. Und: Jede Reklamation landet auf dem Tisch der Firmengründer, muss blitzschnell beantwortet werden.
QoQa ist in Bussigny bei Lausanne zu Hause. In einem modernen Gebäude, das ein wenig an Google erinnert. Die Mitarbeiter werden verwöhnt, Hierarchien gibt’s es praktisch keine. Dafür eine Beiz im Haus.
Richtig. Das Wohl unserer Mitarbeiter ist uns wichtig, deshalb haben wir auch keine Personalsorgen. Die Brasserie «Stamm» ist so etwas wie ein Stammtisch: Hier treffen sich unsere Mitarbeiter, Kunden, Nachbarn. Immer wieder haben berühmte GaultMillau-Köche oder Mixologists einen Auftritt. Diese besonderen Abende sind in der Community sehr beliebt und schnell ausgebucht.
Eine eigene Brauerei haben Sie auch.
Im Untergeschoss wurden Räumlichkeiten frei. Also lancierten wir «Qrew», stellten einen irischen Bierbrauer ein. Er entwickelt für uns jeden Monat sechs neue Craft-Biere, die wir dann mit dem Qoqa-Label vertreiben und im «Stamm» servieren.
In der Romandie ist QoQa Kult. In der Deutschschweiz ist der Bekanntheitsgrad kleiner, gelten Sie als Schnäppchenjäger und Lückenfüller. Da gibt es noch viel zu tun.
Wir lernen dazu. Wir haben ein Büro in Zürich. Aber wir mussten erkennen: Man kann unser Konzept, unser Wording, vielleicht auch unseren Humor nicht einfach 1:1 in die Deutschschweiz übertragen. Wir passen uns an. Die Umsätze in der Deutschschweiz steigen, wir haben ehrgeizige Ziele. Wir wollen die Brücke sein zwischen Romandie und Deutschschweiz.
>> Pascal Meyer, Fabio Monté und Joan Dolder haben QoQa vor 18 Jahren gegründet. Sie haben die Romandie mit smartem Marketing, verblüffenden Ideen und einem erstklassigen Service schnell erobert. In der Deutschschweiz ist der Bekanntheitsgrad tiefer. Aber das kann sich ändern. www.qoqa.ch
Fotos: HO