Text: David Schnapp | Fotos: Thomas Buchwalder
Gemeinsam mit der Familie. Feiertage wie Ostern, Auffahrt oder Weihnachten sind bei den Lleshis aus Prinzip Pflichttermine familiärer Gemeinsamkeit. «Das Restaurant ist dann grundsätzlich geschlossen, die Familie geht vor», sagt Agron Lleshi. Als Chef des traditionsreichen «Jägerhofs» in St. Gallen gehört der 37-Jährige zu den besten Köchen der Ostschweiz – 17 Punkte und ein Michelin-Stern sprechen für eine ausgezeichnete Küche. Aber Agron Lleshi ist keiner, der seine Gäste mit Tellern beeindrucken will, die in feinmechanischer Präzisionsarbeit erstellt wurden. «Bei uns gibt es auch ein Wiener Schnitzel, weil das die Leute hier einfach mögen», sagt der sympathische Pragmatiker. Grosses Bild oben: Louis, Annina, Ehefrau Irena, Agron, Anna-Lea und Helena Lleshi (v.l.n.r.)
Cheesecake und Hasen. An diesem Samstagmorgen ist der Koch, der schon seine Lehre im «Jägerhof» gemacht hat, aber ganz der Familienmensch am Herd. Mit den vier Kindern Louis (5), Annina (7), Anna-Lea (10) und Helena (12) bereitet er einen Cheesecake zu – «den klassischen Oster-Reiskuchen macht schliesslich jeder», sagt er. Und da hört man doch ein wenig den Spitzenkoch, der sich mit seiner Kreativität vom Mittelmass abheben möchte. Daneben geht es aber traditionell zu: «Am Karfreitag gibt es immer Fisch und sonntags sicher Lamm», sagt er. Auch das Verstecken von Ostersachen im Garten hinter dem Haus gehört zur Tradition. «Irgendwo liegt sogar noch ein Hase vom letzten Jahr im Gebüsch, der nicht mehr auffindbar war», sagt Lleshi lachend.
Kinder im Restaurant. Das Lleshi-Kinderquartett ist sich gutes Essen und eine gepflegte Tischkultur gewohnt. Die älteren beiden Schwestern Helena und Anna-Lea besuchen ihren Vater mit ihren Freundinnen mittlerweile auch mal mittags im Restaurant. Dann wird der Mädchenschar ein spezielles Menü aufgetischt, und Helena versichert cool: «Ich habe alles gern und esse, was es gibt.» Eine besondere Vorliebe hat die Zwölfjährige mittlerweile für Trüffel entwickelt, was den Vater mit einem gewissen Stolz erfüllt. Die zehnjährige Anna-Lea kann sich sogar vorstellen, einmal Köchin zu werden – «oder Polizistin oder Schauspielerin», wie sie mit entschlossener kindlicher Überzeugungskraft sagt. Helena hingegen hat andere Zukunftspläne und verrät, dass sie zwar mit beiden Eltern gerne in der Küche stehe, «aber mit Mami ist es leichter, sie hat mehr Geduld als Papi. Bei ihm muss es immer schön sein», sagt die Zwölfjährige mit einem leisen Lächeln.
Agron Lleshi nimmt es mit Gelassenheit: Wie jeder anspruchsvolle Küchenchef hat er einen ausgeprägten Sinn für Disziplin und Ordnung, den er auch seinen Kindern möglichst locker vermitteln will. Die erweisen sich als ziemlich aufmerksame und interessierte Juniorchefs. Louis und Annina streichen die Zitronen-Biskuitmasse in einen Backrahmen, Anna-Lea schlägt Eier in die Schüssel, in der danach die Quarkmasse mit Rahm, Zucker und Zitronensaft entsteht, und Helena hilft überall mit, wo es sie gerade braucht. Der Oster-Zitronen-Cheesecake ist ein einfaches, gutes Familienrezept: Zuerst wird eine Biskuitmasse zubereitet und vorgebacken, danach kommt eine Quarkmasse darauf. «Den abgehangenen Quark habe ich aus Appenzell. Der ist etwas trockener und eignet sich gut für die Cheesecake-Masse», sagt Agron Lleshi.
Hasen und Zuckerbienen. Der Höhepunkt dieser kulinarischen Ostervorbereitungen der Familie Lleshi kommt – aus Kindersicht – ohnehin erst nach dem Backvorgang. Die fertigen, flachen Cheesecakes dürfen nun mit kleinen Schokolade-Hasen, Zucker-Eiern oder -Blumen und anderen süssen Dekorationselementen verziert werden. Bei solchen Aktivitäten zu erwartende Unstimmigkeiten gibt es dabei nicht einmal im Ansatz, das harmonische Quartett geht mit geschwisterlicher Fürsorge ans Werk. Von den kleinen Zuckerbienen etwa teilt Helena ihren Schwestern und dem Bruder jeweils exakt vier Stück zu, so das niemand zu kurz kommt.
Rosarot und Violett. Annina erschafft sich ihre kleine süsse Osterwelt auf dem Quarkkuchen in Rosarot und Violett – «das sind meine Lieblingsfarben», sagt sie. Und der kleine Louis versucht währenddessen, seinen Namen auf einen Schokokuss zu schreiben: «Das sind Filzstifte mit Lebensmittelfarbe, die habe ich in München gekauft», erklärt Agron Lleshi. Ostern, das steht fest, wird im hübschen Holzhaus der Familie Lleshi in St. Gallen ein verbindendes buntes Familienfest im kleinen, aber fröhlich geschmückten Rahmen.