Same, same. But different. Bei «Kitchen Impossible – Die Weihnachtsedition» geht es in diesem Jahr zu und her wie in der Weihnachtsgeschichte. Und irgendwie auch nicht. Josef alias Sepp hat nicht Maria, sondern Roland an seiner Seite. Sie bekommen es zwar mit einem Esel zu tun, doch statt Weihrauch und Myrrhe gibt es einfach nur jede Menge gewöhnlichen Rauch. Statt der drei Könige fährt eine sogenannte «Pinzetten-Prinzessin» auf. Und am Ende wartet der Antichrist. Das sind die Highlights der Weihnachtsfolge.
Die Kontrahenten von Tim Raue und Tim Mälzer sind in diesem Jahr Roland Trettl und Sepp Schellhorn. Die beiden verschlägt es nach Kreta, wo sie auf einer Bio-Farm ohne Strom auf offenem Feuer kochen müssen. Der Antichrist offenbart sich ihnen schon nach kurzer Zeit. «Antikristo» ist nämlich um ein Stück Lamm, das auf eine spezielle Art und Weise grilliert wird. Trettl und Schellhorn müssen sich zwar mit ganz viel Rauch vom Feuer rumschlagen, doch dann meistern sie die Aufgabe mit Bravour. Sie haben sogar Zeit, einen Esel zu streicheln und jede Menge griechische Schnäpse zu trinken. Dabei verfallen sie in einen regelrechen Zustand tiefster Dankbarkeit. «Ich habe mit Gemeinheiten gerechnet, aber nicht mit etwas so Schönem», sagt Schellhorn nach der Aufgabe. Der einzige Ouzo-Tropfen: Die Jury beurteilt die wirklich gelungenen Gerichte sehr hart. So kommt Team Trettl/Schellhorn gerade mal auf 6,1 Punkte im Schnitt. Ob das reicht?
Als Mälzer und Raue am Flughafen Zürich landen, werden sie von einem alten Bekannten abgeholt. In der Ankunftshalle steht Nenad Mlinarevic und begrüsst die beiden. Zur Erinnerung: Nenad kochte auch schon gegen Tim Mälzer und scheiterte an einer Pizza! Mälzer schätzt die freundliche Begrüssung, doch er zieht auch bereits Schlüsse: «Schwierig. Nenad stammt aus der Blue Man Group von Andreas Caminada ab», sagt Mälzer. Doch Nenad hat auch eigene Restaurants. Geht es in die «Neue Taverne»? Die Verwirrung ist perfekt. Doch zunächst geht es nach Laax. Und da kochen weder Nenad Mlinarevic noch Andreas Caminada.
«Kitchen Impossible» ist kein Kuschel-Format. Deshalb schickt Team Trettl/Schellhorn seine Konkurrenten an den Ort, wo Tim Mälzer traumatische Erlebnisse gemacht hat. Tatsächlich müssen Mälzer und Raue bei Andreas Caminada auf «Schloss Schauenstein» kochen. In der allerersten Folge der ersten Staffel «Kitchen Impossible» musste sich Mälzer bereits mit dem 19-Punktekoch rumschlagen. Damals machte Caminada dem TV-Koch in puncto Sauberkeit Beine: «Immer einmal mit dem Lappen drüberwischen!» – «Nicht so viel Abfall machen.» – «Leg den Lappen nicht in die Spüle!» – «Nicht mit dem Finger schlecken!» Die Regie der Sendung kramte die Aufnahmen natürlich erneut hervor. Eine Perle der TV-Geschichte.
Während in den meisten Folgen die Kandidaten und Kandidatinnen ihre Zutaten für die Gerichte selber auf dem Markt besorgen müssen, haben es Mälzer und Raue diesmal besonders einfach. Die Zutaten sind alle schon da. Denn Andreas Caminada ist dafür bekannt, besonders viele eingelegte und eingemachte Komponenten aus anderen Jahreszeiten zu verwenden. Diese befinden sich alle in den Katakomben der «Casa Caminada». Die Zuschauer bekommen einen einmaligen Einblick in die Schatzkammer des Kultchefs. Hier reiht sich Einmachglas an Einmachchglas. Mälzer und Raue müssen sich nur noch entscheiden, welche Produkte wirklich verwendet werden müssen.
Man könnte meinen, dass Mälzer und Raue mit den Jahren etwas stressresistenter werden. Und tatsächlich: Vor allem Mälzer geht die Sache sehr entspannt an. Doch Caminada passt auf wie ein Häftlimacher, damit die beiden alle Regeln einhalten, macht den beiden Zeitdruck und kritisiert jeden Arbeitsschritt. «Der ist mir so auf den Sack gegangen», sagt Raue. «Tim, kannst du etwas machen, damit der ruhig ist, bevor ich etwas mache, das ich bereue?» Caminada lässt nicht locker und provoziert die beiden weiter: «Ihr seid Adrenalinjunkies. Ab 40 braucht man das doch nicht mehr. Wieso macht ihr das?» Da platzt auch Mälzer der Kragen. «Halt doch mal die Schnauze!», blafft er Caminada an. Vermutlich ist Mälzer der einzige Koch in der Branche, der sich das traut. Die Retourkutsche für die Provokationen kommt dann kurz vor Schluss von Mälzer: «Ich respektiere, was Caminada aufgebaut hat. Der ist zehn Jahre jünger als wir. Und wenn wir ihn noch ein bisschen unterstützen, wird aus dem auch mal was.»
Der Clou an «Kitchen Impossible»? Die Kandidaten und Kandidatinnen müssen alles ohne Rezept nachkochen. Das ist nicht ohne, aber es machen ja auch ausschliesslich Profis mit. Alle Nicht-Profis können die Rezepte natürlich auch zubereiten. Dank «Atelier Caminada». Dort erklärt der Kultchef nämlich explizit, wie das Weihnachtsmenü funktioniert und worauf man achten muss. Eine Variation des Zanders gibt es hier. Den Rehrücken bzw. die Rehnuss mit Pflaumenbrot kann man hier nachkochen. Und das Rotkraut-Rezept gibt es hier:
Kurz vor dem Anrichten trudelt auch schon die Jury ein, um das, was Mälzer und Raue fabriziert haben, zu verköstigen. Diesmal sind es keine Stammgäste, sondern die sogenannte «Blue Man Group». So nennt Tim Mälzer nämlich liebevoll alle Köche, die aus der Talentschmiede von Andreas Caminada stammen (wegen der blauen Kochjacken). Mit in der Jury sind also Marcel Skibba (Teilhaber Schloss Schauenstein), Mathias Kotzbeck (Casa Caminada), Silvio Germann (Mammertsberg) und Ines Triebenbacher und Daniel Zeindlhofer (Igniv Zürich). Die Wortmeldungen der Jury fallen durchs Band positiv aus. Auch wenn die Gerichte nicht ganz originalgetreu sind, so haben Mälzer und Raue sehr gut gekocht. So gut sogar, dass es am Ende ganz knapp für den Sieg reicht.
Fotos: RTL | Olivia Pulver | Joan Minder