«Da Enzo»: Jetzt ist Sergio der Boss. Wer in Ascona Ferien macht, geht schon mal über die Gemeindegrenze hinaus. Nach Ponte Brolla an der wilden Maggia etwa. Ein Gourmet-Dorf: Nur 757 Einwohner, viele Ristorante und Grotti, 43 GaultMillau-Punkte! Platzhirsch ist das Edel-Grotto «Da Enzo». Sergio Andreatta hat eigentlich Wirtschaft studiert, jetzt aber den elterlichen Betrieb (150 romantische Plätze!) übernommen und ist ein souveräner, stoisch ruhiger Gastgeber. Papa Enzo hat sich doch noch in den Ruhestand zurückgezogen, vertraut seinem tüchtigen Sohn, kommt aber gerne auf einen Sprung vorbei, um Stammgäste zu begrüssen. Ein Gastgeber mit Ikonen-Status: Enzo hat erst die gehobene Gastronomie an die Pisten von Zermatt gebracht («Zum See», «Findlerhof»), dann «Da Enzo» zu einer Kultadresse entwickelt. Stiller Star im Haus ist Andrea Zingari, Küchenchef seit 17 Jahren, im GaultMillau mit feinen 16 Punkten gelistet. Die besten Gerichte beim letzten Besuch: Ravioletti mit Formagella, Ricotta, Kräutern und «Spugnole» (Morcheln, später in der Saison aus den umliegenden Tälern!), Capretto della Vallemaggia. Aus Bosco Gurin, um genau zu sein, gebraten und angerichtet im «Nonna-Style», mit Knochen und Knöchelchen. Etwas chirurgische Fingerfertigkeit ist nicht von Nachteil. Grosses Bild oben: Sergio Andreatta (l.) und Andrea Zingari.

 

Ascona 2024: Da Enzo, Ponte Brolla

Wer kriegt einen Tisch? «Da Enzo» in Ponte Brolla ist Kult. Rechtzeitig reservieren!

Ascona 2024: t3eTerre: Mario Meneganti kocht

Ponte Brolla ist ein Foodie-Dorf. Auch Mario Meneganti (T3e Terre) macht einen prima Job.

Ascona 2024: t3eTerre: Mario Meneganti kocht Calamare, Blattspinat, Fenchel

Grotto-Küche mit Ehrgeiz im «T3e Terre»: Calamaro alla Piastra (Tintenfisch vom Grill).

Ponte Brolla für Foodies. Die beiden anderen GaultMillau-Adressen im Dorf: «T3e Terre» (14 Punkte, neue Zimmer) und «Centovalli» (13 Punkte). Marco und Loredana Meneganti surfen zwischen Grotto-Küche und einer Prise Fine Dining hin und her. Einfachere Küche und tiefe Preise am Mittag, mehr Ambitionen am Abend. Notizen vom letzten Besuch: Tintenfisch-Tentakel und Jakobsmuscheln auf Linsen und Tessiner Polente. Tris di Pasta mit Lasagne, Tortelloni burre e salvia und «Fieno» (feine Nudeln) mit Schinken und Käse, Täubchen mit Gänseleber-Schnitzel und Porto-Jus. Service im blumengeschmückten Gärtli. Vis-à-vis im «Centovalli» gibt es seit Jahrzehnten immer das Gleiche. Glücklicherweise, denn der «Risotto al gorgonzola e funghi porcini» (milder Gorgonzala, reichlich Steinpilze) ist längst Kult im Tessin; wir bestellen ihn bei jedem Besuch freudig wieder. 

 

«The Leanza Experience». Nicola Leanza ist der Fine-Dining-Star der «Seven»-Gruppe. In Ascona, an bester Lage, meldet er vor allem abends mit seinem Menü «The Leanza Experience» Ambitionen an und listet auf der grossen Karte ein paar beeindruckende Antipasti. Die «Aragostella» ist momentan sein Stolz: Languste, Foie gras, Blumenkohl, Algensauce.

Fritto di mare bei Elena. Neuzugang in der «Seven»-Familie: Das «Riva» am Strip von Ascona. Die junge Köchin Elena Carsino serviert in der «Osteria del Pesce» direkt am Wasser Cantabrico-Sardellen, Fritto di mare (mit Aquadelle im dünnen Teig», Cozze und Vongole) und schafft es neu in den GaultMillau. «Ein Fischrestaurant hat in Ascona noch gefehlt», sagt Chris Breuer, der neue CEO der Gruppe. Vater Stefan Breuer (Markenzeichen: Barfuss-Gänger, Ferrari-Fahrer) hat sich in seine Makumu-Lodge in Südafrika zurückgezogen. Die Familie Breuer wurde in Ascona etwas ungnädig empfangen. Heute müsste man ihnen ein Denkmal bauen. Inschrift: «Sie weckten Ascona aus einem gefährlichen Dornröschen-Schlaf.»

 

Ascona 2024: Klingler's: Franceso Visi kocht Spaghetti Cozze

Spaghetti con Cozze. «Ein Klassiker aus meiner Heimat Puglia» sagt Francesco Visi.

Ascona 2024: Klingler's: Franceso Visi

Francesco Visi führt die dritte Klingler’s Filiale. Der Start ist dem jungen Team geglückt.

Ascona 2024: Klingler's: Franceso Visi

Romantischer Innenhof! Wer sucht, der findet das neue «Klingler’s» mitten in Ascona.

«Klingler’s» jetzt auch in Ascona. Zweite Neuentdeckung im Dorf: «Klingler’s». Hansjürg Klingler, lange in der Konzernleitung von Lindt & Sprüngli, gönnt sich an seiner geliebten Feriendestination nach Zürich und Luzern eine dritte Filiale, mit romantischem Innenhof. Das Ristorante an der Carrà de Nasi (früher Ristorante della Carrà) findet man in den engen Gassen nur mit Hilfe von Google Map, aber die Suche lohnt sich: Francesco Visi aus Bari ist erstmals auf einem Chefposten, macht einen guten Job. Die Spaghetti freschi con Cozze und Aglio nero sind sein Favorit, «ein Klassiker aus meiner Heimat Puglia», sagt Francesco stolz.

 

Alberto Pavan, Chef, Risorante al Lago, Romantik Hotel Castello Seeschloss, Ascona, TI

Neu auf der GaultMillau-«Watchlist»: Chef Alberto Pavans «Ristorante al Lago».

Villa Emden, Isole Di Brissago, TI Chef Joao Antunes

GaultMillau-Geheimtipp: Chef Joao Antunes kocht in der «Villa Emden» Brissago.

Zwei Ristoranti auf der «Watchlist». Die neuesten Entdeckungen der GaultMillau-Tester: An der Piazza von Ascona kochte sich Chef Alberto Pavan vom Romantik Hotel Castello Seeschloss mit Tatar vom Gambero rosso, Risottino Funghi porcini und Seeteufel mit Polenta schon mal auf die «Wachtlist». Sein «Ristorante al Lago» liegt im Schlossgarten, direkt am Wasser. Ein Geheimtipp ist (noch) Joao Antunes auf der Insel Brissago. Sein Ristorante ist nur mit dem Schiff zu erreichen. Joao holt sich Kräuter, Blumen und Gemüse für seine verblüffenden Menüs aus dem eigenen Garten. Wer eine romantische Ader hat, bleibt gleich über Nacht.


>> Lesen Sie in der nächsten Folge: Die Battle der 18-Punktechefs in den drei Luxushotels Castello del Sole, Giardino und Eden Roc. Was Jungstar Marco Campanella in Japan gelernt hat. Und wer in der Villa Orselina der Risotto-King ist.
 

 

Fotos: Thomas Buchwalder, Véronique Hoegger, HO