Nur Junior bleibt ihm treu. Der «Frohsinn» in Udligenswil LU steht für die besten Güggeli der Region. Seit über 130 Jahren schon. Philipp Röthlin ist der Patron, kümmert sich eh schon um alles: Reservationen, Einkauf, Service, Rechnungen, Weinkeller. Röthlin ist gerade allein zu Hause: Alle Köche sind weg, die Servicemitarbeiter ebenfalls. Nur Mister Junior, noch bei Vater Eugen angelernt, hilft abends gelegentlich aus. «Güggeli und Risotto kann er perfekt», lobt der Patron. Genau darum geht’s im «Frohsinn». Grosses Bild oben: Kult-Güggeli aus dem «Frohsinn».

Frohsinn, Udligenswil, Luzern

Tradition: Den «Frohsinn» in Udligenswil LU gibt es schon seit 130 Jahren.

Frohsinn, Udligenswil, LU

Der Mann für alle Fälle: Patron Philipp Röthlin übernimmt momentan auch die Küche.

Restaurant Frohsinn in Udligenswil, LU.  © HO Byline Armin Graessl

Seit 1972 ist der gemütliche «Frohsinn» der Familienbetrieb der Röthlins.

Sophie Kunz & ihre Güggeli. Güggeli im «Frohsinn» - das ist eine lange Geschichte. 1939 heuerten die damaligen Besitzer eine Magd namens Sophie Kunz an. Sie begründete die Pouletbeiz-Tradition des Hauses. Die Güggel gackerten im Garten, wurden bei Bedarf von Sophie gemetzget und gerupft. 1972 übernahmen die Röthlins: Erst Papa Eugen, ein hervorragender Koch, seit 2013 Sohn Philipp. Die Hühner gackern längst nicht mehr im Garten. Die Firma Kneuss aus Mägenwil AG liefert sie an. Gardemass für die Mistkratzerli-Show: 450 Gramm.

Das Geheimnis der Güggeli-Pfanne. Das Betriebsgeheimnis: Im «Frohsinn» werden die Güggeli nicht im Ofen zubereitet, sondern in einer Eisenguss-Pfanne. Sie sind knusprig und wunderbar saftig, werden in zwei Services aufgetragen. Dazu gibt’s Nussbutter, Risotto und Pommes Frites; der Risotto ist mal besser, mal schlechter. Stammgäste wünschen meist beide Beilagen. Eine krisensichere Angelegenheit: Die «Frohsinn»-Güggeli sind auch knusprig, wenn sie der Patron zubereitet. Philipp Röthlin hat den Kochberuf ja immerhin gelernt: Der (vorsichtig ausgedrückt) sehr gestrenge Hotelkoch Otto Limacher war sein Lehrmeister; auch Weltstar Dani Humm hat beste Erinnerungen an seine Zeit beim grossen Otto. «Kochen macht mir wieder Spass», sagt Röthlin zu seinem Comeback am Herd.

«Home of Wienerschnitzel». Auch im «Old Swiss House» steht der Hausherr in Stresszeiten selbst am Herd. Er hatte mit Günter Renz jahrelang einen Top-Mann in der Küche, tat sich aber schwer, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Erst übertrug er den Job seinem Chef de Service Oliver Vaglio (gelernter Koch, heute im «Tiglio» in der Altstadt), jetzt muss er selber ran. Buholzers Koch-Ausbildung liegt ein paar Jahrzehnte zurück, aber einer seiner Lehrmeister war ein Star: Eckart Witzigmann in München! Im «Old Swiss House» dreht sich alles um das Wienerschnitzel. Das ist Kult in der Stadt, Videos gehen viral, Gäste aus der ganzen Welt reservieren deswegen einen Tisch, 1400 (!) Schnitzel pro Monat werden verkauft. Die Küche wird vom Schnitzel-Zirkus wenig belastet: Die freundlichen Servicemitarbeiterinnen im grosszügig dekolletierten Dirndl bereiten es am Tisch akkurat zu. Der Gast ist Augenzeuge und sieht, welche Butterberge da in die Pfanne flutschen. Das Schnitzel ist hervorragend, die Butternüdeli mit den Brösmeli dazu sind es auch.

Old Swiss House, LU

Steht zum Verkauf: Das legendäre «Old Swiss House» in Luzern.

Restaurant Old Swiss House 2020

Kult! Im «Old Swiss House» werden monatlich 1400 Wienerschnitzel zubereitet.

Wer kauft das «Old Swiss House»? Philipp Buholzer ist ein Gentleman-Gastgeber wie bereits sein Vater Willy und ein sehr geschätzter Wein-Experte. Das «Old Swiss House» ist berühmt für seine Mouton Rothschild-Sammlung, aber da liegen noch weitere grosse Bordeaux und Burgunder im riesigen Keller (30’000 Flaschen!). Buholzer mag die Familientradition nicht ewig weiterführen, will mehr Zeit für sich und für seine Kids. Also steht das beeindruckende Riegelhaus neben dem Löwendenkmal zum Verkauf. Der Preis ist hoch angesetzt, was für die Old Swiss House-Fans eine gute Nachricht ist: In den nächsten Monaten sind die Wienerschnitzel noch zu haben. Unter einem neuen Besitzer hoffentlich auch.

 

Fotos: Armin Graessl, Stefan Peter, Thomas Buchwalder, HO