Sechs Jahre im KKL Luzern. Seit sechs Jahren bereits ist Michèle Meier (Bild oben) engagierte Chefin im Restaurant Lucide. Und sie hat geliefert: Köchin des Jahres 2021, 16 GaultMillau-Punkte, Mitglied bei den Grandes Tables Suisse. «Ich hatte sechs wunderschöne Jahre im KKL», sagt die Chefin ganz ruhig, «aber es ist an der Zeit, wieder mal etwas Neues anzupacken.» Am liebsten in der Zentralschweiz, «hier fühle ich mich zu Hause.» Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und die kleine, feine Brigade sind seit wenigen Stunden informiert; der Schock sitzt tief.
Michèle macht mal Pause. Die Chefin gibt bis Mai im «Lucide» Vollgas – und macht dann erst mal Pause. «Ich möchte reisen, andere Köche besuchen, mich kulinarisch weiterentwickeln», sagt Michèle, «und dann schaue ich mal, wo es mich hinzieht. Ich bin offen für vieles.» Die Gäste im «Lucide» konnten der Chefin zusehen: «Die offene Küche ist für uns ein Glücksfall», pflegte Michèle zu sagen. Wer die im Bernischen aufgewachsene Zürcherin zwischen den Wärmelampen hindurch bei der Arbeit beobachtete, sah schnell: Michèle brüllt nicht rum. Sie packt zu, mindestens für zwei; sie ist für alle ein Vorbild. Eingekauft wird möglichst bei Produzenten aus der Region. Dass es immer auch ein vegetarisches Menü gibt, ist im «Lucide» seit Jahren selbstverständlich.
Die harte Gygax-Schule. Michèle Meier hat ihre Gäste im von Jean Nouvel gestalteten grandiosen KKL immer wieder begeistert. Nicht mit Firlefanz im Teller, dafür mit ihrer Geschmackssicherheit. Ihre besten Gerichte sind Löffelgerichte, die man noch so gerne bis zum letzten Saucentropfen wegputzt. Und wer sich etwas auskennt in der Branche weiss auch, wer ihren Stil prägte: Nik Gygax, der zu früh verstorbene grossartige Chef vom «Löwen» in Thörigen war ihr Lehrmeister. Kein Mann der grossen Worte, aber einer der sehr stolz war auf seine Musterschülerin.
Der Signature Dish: Ravioli. Was kocht Michèle Meier am liebsten? Die GaultMillau-Tester formulieren es im Guide 2025 so: «Jeder Chef hat seine Macken. Michèles Macken mögen wir ganz besonders: Ravioli in allen Formen und Grössen, mit allen erdenklichen Füllungen im vernünftig dünnen Teig.» Eine Variante, die ewig in Erinnerung bleibt: Ein Raviolo, mit keck gezupftem Fleisch von Toni Odermatts berühmten Weidegitzi. Wie definiert die Chefin ihre Küche selbst? «Ich strebe eine ehrliche Küche an, die mir als Person entspricht. So fühle ich mich wohl mit dem, was ich mache.»
«Ich liebe das Kochen.» Der Abschied fällt nicht leicht: «Ich liebe das Kochen, ich liebe das «Lucide» und hoffe sehr, dass eine gute Nachfolge-Lösung gefunden wird», sagt Michèle Meier, «es war eine tolle Zeit im KKL. Als mich der GaultMillau zur Köchin des Jahres wählte, sind wir so richtig durchgestartet. Ich konnte mich immer auf mein Team und auf die Unterstützung durch das Management verlassen. Trotzdem ist die Zeit jetzt reif für eine neue Herausforderung.» Für die Luzerner Foodies wird’s ein Abschied in Raten. Noch bis Mai gilt: Löffel in die Hand, Ravioli (und noch viel mehr) bestellen, geniessen!
Fotos: Thomas Buchwalder, Adrian Ehrbar