Fotos: Kurt Reichenbach
«Unvorstellbare Schmerzen.» Stefan Beer (grosses Bild oben), Executive Chef im Swiss Deluxe Hotel «Victoria-Jungfrau» in Interlaken und Erfinder des nachhaltigen «Radius»-Konzepts, ist eigentlich ein harter Hund und als früherer Elite-Rennfahrer auch routiniert auf dem Velo. Am 10. März erwischte es ihn auf Mallorca trotzdem: «Ich war auf einer kurvenreichen Strasse zügig unterwegs. Ein Auto überholte mich in korrektem Abstand, aber plötzlich stieg der Lenker aus unerfindlichen Gründen voll auf die Bremse. Ich konnte die Kollision nicht mehr verhindern, knallte ins Auto.» Die Folgen sind katastrophal: Zwischen Ellbogen und Schulter sind die Knochen zerschmettert. Die Schmerzen sind seither «unvorstellbar, fast nicht auszuhalten.» Glück im Unglück: Der Helm ist zerschmettert, aber der Kopf blieb unverletzt.
Operation nicht geglückt. Eigentlich wollte der schwer verletzte Stefan Beer so schnell wie möglich zurück in die Schweiz, eine Maschine der Rega war startbereit. Aber die mallorquinischen Ärzte verweigerten die Zustimmung, wollten die nötige Operation selbst durchführen. Mit katastrophalem Ergebnis: Die Schmerzen blieben unerträglich. Eine zweite Operation war nötig, um die Fehler rückgängig zu machen und die Rettung des Arms einzuleiten. Stefan Beer mit einer Prise Galgenhumor: «Zum Glück hat es mich am linken Arm erwischt. Der rechte wäre bei meinem Beruf «huereblöd» gewesen.» Der Chef unternimmt alles, um die Schmerzen zu lindern: Akupunktur, Schmerztherapien. «Ich konnte letzte Woche erstmals wieder ruhig vor dem TV sitzen und mir einen ganzen Film ansehen. Das war zuvor unmöglich.»
Vertrauen in Sarah & Team. Bis Stefan Beer wieder an den Herd zurück darf, werden noch Wochen vergehen. «Aber ich kann mich auf mein Team verlassen. Die machen alle einen Superjob. Wir kommunizieren miteinander mit Zeichnungen und Fotos, arbeiten fürs «Radius» an einer neuen Karte.» Kurz vor seinen verhängnisvollen Mallorca-Ferien hat Beer seine Stellvertreterin Sarah Tombolelli zur Küchenchefin befördert und mit Patrick Mumenthaler einen begabten Pâtissier eingestellt. Mit vereinten Kräften vertreten sie den Boss und bleiben selbstverständlich dem Konzept treu: Alle Produkte fürs «Radius» werden bei lokalen Produzenten in einem Radius von 50 Kilometern eingekauft. Gekocht wird auf hohem 17-Punkte-Niveau.