Interview: Alex Kühn
Wie gross ist die Vorfreude auf das Buch?
Riesig! Jedes Mal, wenn ich zum Briefkasten gehe, hoffe ich, dass mein Ansichtsexemplar drin liegt. Irgendwie kann ich mir noch immer nicht vorstellen, dass das Buch wirklich rauskommt. Dafür muss ich es wohl in den Händen halten. Es ist das bisher emotionalste Projekt für mich – und die Erfüllung eines Kindheitstraums.
Was darf man von «Wäärli guät» erwarten?
Geile Rezepte, geile Bilder, geile Texte. Es ist ein etwas anderes Kochbuch, mit einem Schwierigkeitsgrad, der auch unerfahrene Hobby-Chefs nicht abschreckt. Als Glarner versuche ich auch, den Leserinnen und Lesern die Qualitäten von Ziger ein wenig näherzubringen. Ich habe das Glarner Landsgemeinde-Menü vegetarisch interpretiert. Das Ergebnis sind Zigerknödel an Zwiebelsauce.
Viele Nicht-Glarnerinnen und Nicht-Glarner finden: Ziger stinkt.
Zu viel Ziger ist grauenhaft, das gebe ich zu. Ein wenig davon kann in einem Gericht aber Wunder wirken! Wer Ziger nicht ausstehen kann, sollte der Produktionsstätte in Glarus auf keinen Fall zu nahekommen. Der Geruch dort ist ziemlich penetrant. Und nebenan hat’s noch eine Tierkadaversammelstelle. Als Jugendlicher bin ich mit dem Velo öfter weite Umwege gefahren, um diese Kombination nicht in der Nase zu haben.
Wie viel erfährt man in deinem Buch über den Menschen Noah Bachofen?
So einiges. Zum Beispiel, dass ich als Kind klein und dick war. Oder dass ich zu Beginn meiner Kochlehre nicht wusste, wie ein Pfirsich aussieht, und in meinem Lehrbetrieb ständig Schoggi-Täfelchen geklaut habe. Ich spreche aber auch über mein Burnout, das mich vor zwei Jahren veranlasste, meinen Job im Restaurant Magdalena zu kündigen. Ein ernstes und sehr wichtiges Thema für mich.
Fiel es dir schwer, dich zu öffnen?
Sagen wir es so: Ich wollte nicht länger lügen. Vorher habe ich mich noch nie öffentlich zu diesem Thema geäussert. Auch aus Angst, meine Freunde aus dem Magdalena zu verletzen. Es war ja nicht ihre Schuld, dass es mir so schlecht ging. Das Buch ist ein guter Ort für diese Geschichte, mit der ich anderen Betroffenen Mut machen möchte, über ihre Probleme zu reden.
Wie hast du die Arbeit am Buch erlebt?
Mir ist aufgefallen, dass sich meine Ansprüche mit der Zeit veränderten. Je weiter die Sternegastronomie hinter mir lag, desto entspannter wurde ich, was die Rezepte anbelangt. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass alles einen krassen Twist haben muss. Darum hat es auch so etwas Simples wie ein Marmorkuchen ins Buch geschafft. Es ist aber natürlich ein verdammt guter Marmorkuchen.
Du hast auf Instagram gepostet, dass deine Lesungen ruckzuck ausverkauft waren, die in Zürich nach neun Minuten…
Wahnsinn, oder? Ich wollte eigentlich nur nachschauen, wie es so läuft mit dem Verkauf, da waren alle Tickets schon weg. In Bern gab es noch ein einziges Billett. Bei der allerersten Lesung gilt: Wer zuerst kommt, darf dabei sein. Sie findet am 2. November, einem Samstag, im Café Fratelli in Glarus statt. Um 17 Uhr geht es los.
Wann hast du das letzte Mal aus einem Buch vorgelesen?
Ui, das war wohl in der Schule. Aber bei den Lesungen muss ich zum Glück keine Passagen aus dem Buch runterbeten, sondern werde von meinem Freund Nico Franzoni interviewt, der mit mir den Podcast Zero Dosage macht. Ich verspreche: Es wird amüsant!
>> Der frühere «Magdalena»-Souschef Noah Bachofen wechselte 2022 von der Restaurantküche ins Influencer-Business. Seither sorgt er auf Social Media, im Fernsehen und mit seinem Podcast «Zero Dosage» für Furore. Sein Buch beweist: Papier ist auch für die junge Generation noch sexy.
>> Fotos: © Boris Müller / AT Verlag, Thomas Buchwalder