Fotos: Olivia Pulver
Neuer Stern im St. Moritzer Hotelhimmel: Das «Grace La Margna», direkt beim Bahnhof gelegen.
Das ganze Jahr geöffnet. Dass die St. Moritzer Konkurrenz das neue Fünfsterne-Hotel «Grace La Margna» mit offenen Armen empfangen hätte, ist eine masslose Übertreibung. Aber General Manager David Frei geht mit seinem Boutique-Hotel beim Bahnhof unerschrocken seinen Weg. Er verspricht «luxury lifestyle», legt seinen Gästen abends eine Bettflasche ins Zimmer und lockt sie an die Bar. An die denkmalgeschützte N/5-Bar und neuerdings auch in die «Beefbar», die sonst vorwiegend in Weltstädten zu Gast ist. Frei ist risikofreudig unterwegs: «Beefbar»-Lizenzen sind teuer. Und: Es ist im Engadin nicht einfach, ein Fünfsterne-Hotel 365 Tage im Jahr offen zu halten.
Signature Dish in der «Beefbar: Carpaccio vom Black Angus Beef.
Führt das «Grace» erfolgreich: Managing Director David Frei.
Start geglückt! Die «Beefbar» ist auf der ganzen Welt erfolgreich.
Der Start ist geglückt. Sind die Ikonen Badrutt’s, Kulm und Suvretta House mal ausgebucht, stapeln sich auch im «Grace» die Reservationen. Wetten, dass viele Gäste wiederkommen? Dafür gibt es einige gute Argumente. Die 74 Zimmer sind vor allem im neuen Wing beeindruckend. Puristisch und dennoch sehr wohnlich. Mit sehr grosszügigen Badezimmern (Valser Stein!). Dass die «Penthouse-Suite» grandios ist (260 m2, drei Schlafzimmer, Jacuzzi auf der Dachterrasse), überrascht in St. Moritz nicht, aber auch eine ganz normale «Grace Deluxe Juniorsuite» übertrifft alle Erwartungen: 50 m2, Super-Kingsize-Boxsprungbett, bodentiefe Fenster, überdachter Balkon, Blick auf See und Berge, Regendusche & Badewanne, Dyson-Fön im Badezimmer. Ist bei weiblichen Gästen gerade ziemlich hip. Die «Grace Deluxe Juniorsuite» kostet ab 1170 CHF, Zimmer gibt’s ab 410 CHF. Für St. Moritzer Verhältnisse eher günstig. Hier gilt diesen Winter ja: «The sky is the limit!»
«Louis XIII»-Cocktail, Burger & Gillardeau-Austern. Eigentlich möchte man fast nicht raus aus der Juniorsuite, aber das wäre ein schwerer Fehler. Das «Grace» hat viel zu bieten: Ruhe, exzellente Tee-Auswahl und knisternde Kaminfeuer im cosy «Living Room». Vibes nebenan in «N/5 – The Bar». Signature Cocktails werden serviert. Alle Klassiker natürlich, aber wie es sich für St. Moritz gehört auch mal Verrücktes: Einen Louis XIII Champagne Cocktail für schlappe 206 CHF! Die Mixologists sind gut drauf, und «Comfort Food» wird ebenso serviert. Burger, Veggie Burger und Club Sandwiches wie in jeder Hotelbar dieser Welt, aber auch Lobster-Linguine, Lobster Roll, Gillardeau-Austern mit asiatischer «Mignonette» und Kaviar (Dosen ab 50 Gramm).
Schöner Wohnen im «Grace»: Zimmer mit atemberaubender Aussicht auf den St. Moritzersee und die Berge.
Andrea Bonini an allen Fronten. Der ehrgeizige Executive Chef ist für den «Bar-Food» zuständig, aber sein eigentliches Revier ist nebenan: «The View», das zentrale Restaurant im Haus, mit «View» auf Bahnhof, See und Berge. Bonini übt hier täglich den kulinarischen Spagat: «Himmlische Pizza» wird hier bestellt, aber auch Austern, Tatar, Kingfish-Crudo, Balfego-Tuna und Rindsbacken-Ravioli. Bei den Hauptgängen sind Meerfische Trumpf: St. Peterfisch Müllerin Art, auf Wunsch mit Kaviar. Wolfsbarsch mit Bouillabaisse-Sauce, marinierter Kabeljau mit (zu viel) Cime di Rapa und (zu wenig) Zitronen-Beurre-Blanc. Bonini beherrscht den Spagat ganz gut, schaffte es bereits nach wenigen Monaten mit 14 Punkten in den GaultMillau.
Die Lizenz für Fleisch: «Beefbar»! Spektakulärer Neuzugang im «Grace»: Die «Beefbar»! Filialen gibt es auf der ganzen Welt, und das Konzept ist beeindruckend einfach: Man beschaffe die besten Steaks aus der ganzen Welt, bereite sie präzise zu, und schon stürmen die Foodies das Restaurant. Im geschickt ausgeleuchteten Reifeschrank hängen die Juwelen im Angebot: Kobe, Wagyu, Black Angus & Co. Mastermind Riccardo Giraudi setzt sein Ding ziemlich konsequent um: Kobe Beef Prosciutto, Kobe Beef im Bao Bun, in den Ravioli und in der Bolognese zur Pastasciutta. Vegetarier gehören nicht zum Zielpublikum.
Ohne Fondue geht's nicht! Die «Stüvetta Moritz», umgebaut vom Berliner Designer Fabian Freytag.
Hat die vielen Küchen im Haus im Griff: Executive Chef Andrea Bonini.
Moritz ohne Max & strahlende Mitarbeiter. «Max & Moritz» hiess mal das Fonduestübli im «Grace». Max is gone: Der Berliner Innendesigner Fabian Freytag hat das Restaurant im Parterre zu einer versteckten Wohlfühl-Adresse umgebaut und umgetauft. Auf der «Moritz»-Karte: Fondue, Fondue Chinoise, Cashew-Fondue für Veganer, Rösti und Capuns. Weitere gute Argumente, um im «Grace» zu buchen: Der erstaunliche grosse Indoor-Pool (20 Meter, 28 Grad, Sauna, Dampfbad). Der «Kids Club» mit zwei Nannys. Und die Mitarbeiter(innen) im Haus: Strahlend, freundlich, hilfsbereit, gut geschult. Nicht selbstverständlich für ein Hotel, das erst vor einem Jahr eröffnet hat.
Fotos: Philadelphia, HO