Zwei mal zwei. Der französische Restaurantführer «Guide Michelin» hat an seiner jährlichen Award Show keinen zusätzlichen Koch mit der Höchstnote mit drei Sternen ausgezeichnet, alle bisherigen Drei-Sterne-Restaurants behalten ihre Bewertung. Und bloss zwei Restaurants werden in der Schweiz neu mit zwei Sternen ausgezeichnet: Auf Anhieb zwei Sterne gibt es für Mitja Birlo im «The Counter» in Zürich. Für den 39-Jährigen ist es ein aussergewöhnliches Jahr, nachdem er Ende 2023 mit dem anspruchsvollen Konzept eines Tresen-Restaurants mit offener Küche am Zürcher Hauptbahnhof gestartet ist. Bereits Anfang Oktober bekam er für sein aussergewöhnliches Format mit einem Menü in bis zu 16 kleinen Gerichten 18 Punkte vom GaultMillau sowie den neu geschaffenen Titel «Comeback des Jahres». Dazu steigt das «Colonnade» von Gilad Peled im Mandarin Oriental Hotel in Luzern nach kurzer Zeit auf. Der talentierte Israeli wiederholt damit, was ihm davor schon an seiner letzten Station in Bordeaux gelungen ist, wo er ebenfalls in kürzester Zeit mit dem ersten und im Jahr danach mit dem zweiten Stern ausgezeichnet wurde. Insgesamt werden 25 Restaurants in der Schweiz mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Jordan Theurillat, der neue Chef in Vertretung von Anne-Sophie Pic im Swiss Deluxe Hotel Beau Rivage in Lausanne, behält kurz nach der Wiedereröffnung des Restaurants seine zwei Sterne. Grosses Bild oben: die vier Schweizer Dreisterne-Chefs Sven Wassmer, Peter Knogl, Andreas Caminada und Frack Giovannini (v.l.).
Ausgezeichneter Nachwuchs. Der «Young Chef Award» geht an GaultMillaus Entdeckung des Jahres 2023, Gilles Varone, in Savièse oberhalb von Sion. Dazu zeichnet der «Michelin» sechs junge Köche in Restaurants aus der ganzen Schweiz neu mit einem Stern aus: «The Dining Room» von Christopher Knippschild in Cham, «Arakel» von Quentin Philippe und «F.P. Journe» von Dominique Gauthier in Genf, das «Maihöfli» von Robert Steuri in Luzern, das «Orsini» mit Dario Moresco in Zürich sowie die Villa Sommerlust von Dan Rodriguez-Zaugg und Alejandro Perez Polo in Schaffhausen, ebenfalls «Entdeckung des Jahres» im GaultMillau. Insgesamt gibt es jetzt 107 Restaurants mit einem Stern in der Schweiz.
Service & Sommelier. Der «Guide Michelin» vergibt ausserdem einige besondere Auszeichnungen wie den Sommelier Award in Zusammenarbeit mit Swiss Wine, der an Loris Lenzo vom «Einstein Gourmet» in St. Gallen geht. Lenzo, der im neu gebauten Weinkeller über 3000 Positionen verwaltet, nennt als sein Erfolgsgeheimnis «Authentizität und Neugierde». Für den besten Service wurde Sarah Benahmed aus «La Table du Lausanne Palace» mit einem Preis geehrt, welche die Auszeichnung sichtlich bewegt unter Tränen entgegennahm. Schliesslich werden drei Restaurants neu mit einem grünen Stern ausgezeichnet: «Silex» von George Tomlin in Zürich, «Osteria del Centro» von Piero Roncoroni in Comano und «Roots» von Pascal Steffen in Basel, der bereits mit zwei Sternen und 18 Punkten im GaultMillau bewertet wird.
Der Small Talk. Zu reden gaben nach der grossen Show unter den zahlreichen Köchinnen und Köchen aus der ganzen Schweiz zwei Themen. Für Erstaunen sorgte zum einen die Einladungspraxis des «Guide Michelin». So reisten Chefs wie Noémi Bernard («Sternen», Walchwil) oder Moritz Stiefel («Stiefels Hopfenkranz», Luzern) auf Einladung des Restaurantführers nach Lausanne, um dort dann festzustellen, dass es nicht für eine Auszeichnung gereicht hat. Zum andern sorgte auch das gross angelegte Gala Dinner im Anschluss an die Veranstaltung für Diskussionsstoff. Rund 500 Franken pro Person kostet der Event, wobei nur halbe oder ganze Zehnertische gebucht werden können. «Zu diesem Preis kann ich auch in einem Drei-Sterne-Restaurant essen gehen», fand einer der anwesenden Köche.
>> Alle ausgezeichneten Restaurants: Die Liste.
Fotos: Keystone SDA, Salvatore Vinci, Thomas Buchwalder, Roy Matter, Fred Merz, Olivia Pulver